Seit Jahren habe ich nach einer kleinen Werkstatt gesucht, in der ich in Ruhe schrauben kann. Ende letzten Jahres bot sich dann sehr überraschend eine Möglichkeit und ich habe zugeschlagen. Es war eine ganze Menge zu tun, von der Renovierung bis zum Umzug, aber nun ist es soweit: Hereinspaziert zur Werkstatt-Besichtigung! 🙂
Status quo ante – die zweckentfremdete Garage
Seit dem Beginn dieses Blogs habe ich in insgesamt 4 Garagen geschraubt. Die letzte gehört zu unserer Mietswohnung, liegt nur wenige Meter entfernt und ist sogar etwas größer als eine normale Normgarage. Für mich war das damals einer der Hauptgründe, in diese Wohnung zu ziehen.
Leider gab es auch einige Mankos: Dach und Rückwand sind undicht und bei längeren Regenfällen bilden sich richtige “Wasserläufe” quer durch die Garage. Feuchtigkeit ist also ein Dauerthema. Strom gibt es auch nicht und muss jedesmal mittels Verlängerungskabel herangeschafft werden. Mangels anderer Türen oder Fenster muss zum Schrauben immer das Tor geöffnet bleiben; gerade im Winter ist es also ziemlich frisch und ungeschützt. Und obwohl sie für eine Garage relativ groß ist, war sie für meine Zwecke einfach zu klein. Wenn ich mich in der Garage bewegen wollte, musste ich immer erst den Weg freiräumen, Ordnung halten war kaum möglich. Ich kam mir vor wie ein Messie und habe mich mehr als einmal dafür geschämt.
Dazu kam, dass die Garage mitten in einem Wohngebiet liegt, ich also sehr darauf bedacht sein musste, so wenig Krach wie möglich zu machen. Denn die Erfahrung aus meiner vorigen Garage zeigt: Eine Beschwerde, selbst eine nachweislich erlogene, reicht aus, um vom Vermieter die Kündigung zu bekommen. Das Risiko wollte ich auf keinen Fall eingehen. Und last but not least: Aus rechtlicher Sicht ist es schlicht und ergreifend nicht erlaubt, eine Werkstatt in einer Garage einzurichten.
Eine richtige Werkstatt muss her!
Ich hatte deshalb schon seit Jahren ein Auge auf die Immobilien-Inserate, habe mich umgehört, Kleinanzeigen geschaltet, in Zeitungen inseriert, Makler und Vermieter angefragt … ohne Erfolg. Es gibt in Würzburg und Umgebung einfach nichts. Und wenn, dann ist es völlig überteuert. Eine Halle in der Größe einer Doppelgarage für monatlich fast 700 Euro? Das ist lächerlich, in Würzburg aber normal. Um etwas Bezahlbares zu finden, muss man richtig weit raus aufs Land. Das kam für mich aus Zeitgründen aber nicht infrage.
Und dann fragte mich ein Freund, ob ich nicht die kleine Halle im Garten seines Bruders mieten möchte. Ca. 15 m², dazu eine Lagerfläche in der Scheune, Strom (sogar Starkstrom), nur ca. 10 Minuten von meiner Wohnung entfernt, in einem Mischgebiet gelegen, so dass man zu den normalen Arbeitszeiten bedenkenlos Krach machen kann, preislich kein Schnäppchen aber völlig im Rahmen. Ich musste nicht lange nachdenken. 😉
Es gibt viel zu tun
Allerdings war die Werkstatt nicht bezugsfertig. Eigentlich war es noch nicht mal eine Werkstatt, nur ein ehemaliger Schweinestall, der als Abstellfläche genutzt wurde. Keine Tür, kein Strom, teilweise bröckelte der Putz von den Wänden etc.
Über die Jahreswende 2018/19 stand also viel Arbeit an. Entrümpeln, das alte Zeug zum Wertstoffhof bringen, ein Holztor bauen und montieren, den losen Putz abklopfen und neuen aufbringen, Grundieren und Streichen, Kabel, Steckdosen und Schalter anbringen. Alles in Eigenregie, aber zum Glück hatte ich tatkräftige Hilfe.
Vor allem das Tor war eine große Herausforderung für mich, da ich sowas noch nie gemacht habe. Wir haben uns für einen mit den Wänden verschraubten Holzrahmen und zwei ganz einfache Holztore entschieden. Zu meinem großen Erstaunen hat das super funktioniert und das Tor hat sich bislang auch noch nicht verzogen. Spannend wird es noch mal im Sommer, wenn das Holz richtig durchgetrocknet ist. Gut möglich, dass ich dann noch mal nacharbeiten muss.
Verputzen, Grundieren und Streichen war zwar nicht schwierig, aber langwierig und nervig. Obendrein haben die dauerhaften Minusgrade die Verarbeitung erschwert und das Trocknen verzögert. Aber irgendwann war auch das Kapitel abgeschlossen.
Die Verkabelung war für mich etwas ganz Neues. Ich hatte zwar schon das eine oder andere Kabel verlegt, aber so eine komplette Neuverkabelung mit ordentlichen Querschnitten hatte ich vorher noch nie gemacht. Letztlich wurden es zwei Stromkreise: Ein Lichtstromkreis mit 1,5 mm² und ein Steckdosenstromkreis mit 2,5 mm². Dabei habe ich einen ganzen Haufen Steckdosen verteilt, die alle einzeln schaltbar sind. Das mag zwar übertrieben sein, aber Haben ist besser als Brauchen. 🙂
Momentan ist das noch provisorisch mit einem Verlängerungskabel angeschlossen. Aber sobald das passende Erdkabel verlegt ist, folgt ein richtiger Sicherungskasten, über den ich dann auch Starkstrom bekomme.
Nun ging es an die Einrichtung. Meine alte Werkbank habe ich gekürzt und zusätzlich eine neue, ganz lange gebaut. Der Hintergedanke ist, dass ich dann eine Werkbank fürs “Grobe” und Schmutzige (Schweißen, Sägen, Schleifen, Bohren, Bürsten) und eine für alle anderen Arbeiten habe. Um die beiden Bereiche zu trennen, will ich später evtl. noch einen Vorhang oder eine Trennwand einbauen.
Weiter ging es mit Werkzeugwänden, Schwerlastregalen und letztlich mit dem Umzug meiner ganzen Maschinen, Werkzeuge, Materialien, Ersatzteile etc. Man glaubt gar nicht, wie viel Kram in eine Garage passt. Bei der Gelegenheit habe ich mir auch noch eine Sandstrahlkabine gegönnt:
Um für ein bisschen Wohlfühlatmosphäre zu sorgen, habe ich in der hinteren Ecke ein paar Bilder an die Wand gehängt. Außerdem habe ich einen Tauchsieder, um mir einen heißen Kaffee oder Tee zubereiten zu können. Für den kleinen Hunger liegen auch immer ein paar Müsliriegel und Kekse bereit. Jetzt fehlt nur noch ein gemütlicher Sessel. 😉
Nicht zu vergessen: Mein Lager. Dort in der Scheune lagert alles, was ich nicht direkt in der Werkstatt benötige. Ich bin mir noch nicht sicher, wie trocken es dort wirklich ist. Wände und Boden sind zwar absolut trocken und es regnet auch nicht rein, aber die Scheuentore sind sehr durchlässig und im Winter bringt die Luft einiges an Feuchtigkeit rein. Insofern muss ich schauen, ob ich dort auch empfindliche Sachen lagern kann.
Fazit
Ich bin überglücklich! Ich kann endlich werkeln wie ich will, ohne mir Sorgen wegen der Nachbarn machen zu müssen. Ich kann bei Bedarf einfach die Tür zumachen und mit einem Heizlüfter bekommt man es im Winter sogar so warm, dass man nicht frieren muss. Ich habe Strom und ausreichend Platz. Ich muss keine Angst mehr haben, dass ich beim Basteln meine Motorräder beschädige oder abfackele, denn die stehen weiterhin in der Garage. Willkommen im Schrauberhimmel! 🙂
Wow, herzlichen Glückwunsch zum neuen Heim! Das sieht super aus!!
Traumhaft. Ich gratuliere.
Und weil ich immer noch meine Garage um die Werkstatt erweiterte: Kannst du ein paar Details von deinen Werkzeugwänden zeigen? Ich suche noch Ideen.
Hier habe ich ein paar Infos und Bilder von meiner alten Werkzeugwand: https://ratracer.de/tipps-fuer-die-schrauberwerkstatt/
Ich habe zwei Latten mit stabilen Schrauben an die Wand geschraubt und dann eine OSB-Platte darauf verschraubt. OSB eignet sich super, weil es günstig und stabil ist und kein Problem mit Feuchtigkeit hat. Dann habe ich Lattenstücke mit Löchern (für Inbusschlüssel und Schraubenzieher) und Haken (für Schraubenschlüssel und alles andere) versehen und auf die OSB-Platte geschraubt. Dabei immer darauf achten, dass genug Platz ist, um die Werkzeuge rausziehen zu können. Gerade bei den Schraubenzieher und Inbusschlüsseln. Mehr Ideen kann ich nicht liefern. 😉
Der Tipp mit der OSB und Feuchtigkeit ist gut. Darauf die Latten mit passenden Löchern ist auch gut, spart den Kauf von extra Haltern. Danke!