Ein Problem, dass mich seit Anfang an beschäftigt, ist die am Motorgehäuse schleifende Kette. Nachdem ich die Kettenöffnung am Gehäuse etwas erweitert hatte, hat sie nun sogar an der Schwinge geschliffen. Ich habe deshalb versucht, einen Gleitschutz bzw. eine Kettenführung aus Kunststoff anzufertigen.
Warum schleift die Kette?
Weil ich ein paar Sachen am Fahrwerk bzw. der Motoraufhängung geändert habe. Ich habe die hinteren Stoßdämpfer etwas verlängert, damit das 18-Zoll-Hinterrad noch einen ausreichenden Federweg hat, bevor es am Schutzblech anschlägt. Dadurch ist die Schwinge aber stärker abgewinkelt als original. Zusätzlich habe ich den Motor mit den kürzeren und etwas stärker abgewinkelten Motorschuhen der ETZ251 aufgehängt, um eine Kollision zwischen Krümmer und Vorderrad zu verhindern. Außerdem habe ich die Kettenschläuche weggelassen, die normalerweise ein Schleifen der Kette am Motorgehäuse verhindern.
Das Ergebnis war, dass die Kette anfangs stark am Gehäuse geschliffen hat. An der unteren Öffnung habe ich deshalb eine Rolle angebracht, die die Kette leicht umlenkt und führt. Das funktioniert schon lange völlig problemlos.
Oben war hierfür aber kein Platz. Ich habe deshalb die Öffnung am Gehäuse etwas nach unten vergrößert. Dadurch hat sie nicht mehr ganz so stark geschliffen. Ich wollte aber auch das noch beseitigen und habe die Öffnung deshalb noch stärker vergrößert. Leider mit dem Ergebnis, dass die Kette immer noch schleift, nun aber zusätzlich auch an der Schwinge. Mist.
Die Lösung
Deshalb habe ich mich für einen Kettenschleifer aus Kunststoff entschieden. Das Material ist PA6, weil es tolle Gleiteigenschaften mit hoher Verschleißfestigkeit verbindet. Ich habe mir Rundmaterial mit 50 mm Durchmesser besorgt und wollte es in diese Form bringen:
Leider gar nicht so einfach. Erstens befindet sich hinter dem Steg, auf den das Plastikstück gesteckt werden sollte, eine Verschraubung für den Motordeckel. Sowohl Form wie Befestigung waren damit hinfällig.
Und auch die Bearbeitung des Kunststoffs war nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte. Eigentlich wollte ich es mit einer feinen Säge und einer Feile in Form bringen. Dabei schmilzt das Material aber nur und erstarrt kurz danach wieder. Ich musste deshalb etwas gröber rangehen und habe es mit Fuchsschwanz und Raspel bearbeitet. Das ging zwar, war aber nicht sehr präzise und die Oberfläche sah danach auch nicht wirklich sauber aus.
Die Befestigung habe ich dann sehr provisorisch mit einem Kabelbinder gelöst. In der Summe eine ziemlich “russische” Lösung, die nicht aussieht, als würde sie lange halten.
Nach der ersten Proberunde sah ich meine Vorbehalte bestätigt: Schon nach wenigen hundert Metern hatte sich die Kette spürbar in den Kunststoff eingearbeitet. Trotzdem wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht würde sich die Kette ja nur an den Flanken einarbeiten? Und sobald dann die Rollen flächig aufliegen, läuft die Kette relativ verschleißfrei über den Kunststoff?
Zu meinem großen Erstaunen scheint es wirklich so zu sein: Ich bin mit dem Motorrad mittlerweile ca. 300 km Autobahn gefahren und der Verschleiß hat sich dabei nicht verstärkt. Ich werde das weiterhin testen und den Verschleiß dabei genau im Auge behalten.
Update 06.02.2017
Da gerade eine Nachfrage reinkam: Ja, der Kettenschleifer ist immer noch unverändert im Einsatz und hat sich bewährt. Seit die Kettenglieder flächig aufliegen, ist kein weiterer Verschleiß mehr zu erkennen. Ich denke, dieses “Provisorium” wird noch eine ganze Weile halten.