Die Duplexbremse in meinem Racer hat mich in letzter Zeit regelmäßig in Panik versetzt. Immer wieder kam es zu heiklen Situationen, weil die Bremse kaum Wirkung gezeigt hat. Einmal kam ich trotz niedrigen Tempos erst deutlich hinter einer roten Ampel zum Stehen. Es war an der Zeit, sich professionelle Hilfe zu holen.
Die Bremse stammt aus einer Honda CB350 und sollte deshalb sowohl mit dem Gewicht wie auch mit der Geschwindigkeit überhaupt kein Problem haben. Immer wieder hört man, dass so eine Duplexbremse locker mit einer Einscheibenbremse mithalten kann. Aber von wegen! Alle meine Versuche mit neuen Belägen und optimaler Einstellung haben wenig bis nichts gebracht.
Zwei mögliche Ursachen hatte ich im Blick:
Problem 1: die verrostete Bremstrommel
Das Rad hatte offensichtlich einige Zeit in feuchter Umgebung gelegen. Als ich es gekauft hatte, waren die Bremsbeläge richtig mit der Trommel zusammengerostet. Die Folge waren ein paar tiefe Rostnarben auf der Lauffläche.
Ich hatte gehofft, dass sich das mit der Zeit einschleift, quasi “wegbremst”. Aber auch nach über 10.000 km war die Lauffläche noch immer von deutlich spürbaren Furchen durchzogen.
Problem 2: der Verschleiß
Mangels passenden Werkzeugs konnte ich es nie präzise messen, aber die Bremse ist anscheinend schon ziemlich verschlissen. Auch mit nagelneuen Bremsbelägen war der Leerweg bis zum Anliegen der Beläge relativ groß. Dem kann man natürlich entgegenwirken, indem man den Bremszug entsprechend vorspannt. Rein theoretisch könnte man auch kleine Unterlagen auf die Bremsnocken legen.
Aber das ändert nichts an dem Problem, dass ein Bremsbelag im “Nullmaß” in einer verschlissenen Trommel nie ganz anliegt. Der Trommeldurchmesser ist größer als der Durchmesser der Bremse und somit liegt nur die Mitte an. Dadurch kann die Bremse natürlich auch nur in einem kleinen Bereich wirken. Rechts im Bild habe ich das etwas übertrieben dargestellt. Auf dem Foto oben sieht man deutlich die matten Stellen, an denen die Beläge keinen Kontakt zur Trommel haben.
Aber wie kann man diese Probleme lösen?
Bremstrommel ausdrehen
Bei den Rostnarben in der Trommel ist die Lösung naheliegend, wenn auch aufwändig in der Umsetzung: Die Bremstrommel wird ausgedreht. Dazu wird das komplette Rad in eine große Drehbank eingespannt und dann ein Stück der Lauffläche abgetragen. Warum speicht man das Rad vorher nicht aus? Weil das erstens viel Arbeit wäre und zweitens die Speichen auch für einen Verzug der Trommel sorgen können. Dreht man die Trommel im ausgespeichten Zustand aus, kann es sein, dass sie nach dem Einspeichen wieder leicht unrund ist. Deshalb wird das komplette Rad eingespannt und das Ergebnis ist eine absolut runde und gleichmäßige Lauffläche.
Links im Bild ist das Ergebnis wirklich perfekt. Rechts sieht man noch ein paar Verfärbungen, zu spüren ist dort aber fast nichts mehr. Natürlich hätte man noch mehr abtragen können, aber dann wäre auch mehr Material verloren gegangen. So ist es ein ganz guter Kompromiss.
Bremsbeläge abdrehen
Das Ausdrehen der Trommel sorgt natürlich für starken “Verschleiß”, der Durchmesser wächst nochmal um ein paar Zehntel. Damit die Bremsbeläge trotzdem mit der ganzen Fläche anliegen, werden dickere Beläge, sogenannte Übermaßbeläge, auf die Bremsbacken geklebt. Und dann wird die Bremsankerplatte mit leicht vorgespannten Belägen in die Drehmaschine gespannt und auf den Innendurchmesser der Bremstrommel abgedreht.
Wer bietet sowas an?
Die genannten Arbeiten kann man natürlich nicht selbst in der Hobbywerkstatt durchführen. Für das Ausdrehen der Bremse braucht man eine mächtig große Drehbank. Und für das Aufkleben der Beläge eine gehörige Portion Know-how.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle ganz ausdrücklich Werbung für Andreas Hanstein vom Reibbelag-Service machen. Ich habe dort angerufen, die Arbeiten kurz mit ihm durchsprochen, das Rad hingeschickt und 2 Wochen später war es mit Rechnung wieder da. Die Arbeit ist wirklich perfekt erledigt worden und das zu Preisen wie vor 50 Jahren. Ich hatte mit einem deutlich höheren Preis gerechnet! Ganz dickes Lob von meiner Seite! Hier die vollständige Anschrift:
Reibbelag-Service A. Hanstein
Lindenstraße 6
01640 Coswig
Tel.: 03523-62661
Das Ergebnis
Der erste Eindruck war leider etwas enttäuschend. Sie bremst spürbar besser als vorher, aber noch immer nicht so, wie ich es erwarte. Vielleicht waren meine Erwartungen auch zu hoch. 🙁
Aber ich bin bislang nur ein paar hundert Meter gefahren. Sicherlich sollte ich der Bremse erst ein bisschen Zeit geben, sich einzufahren. Und vielleicht muss ich dann auch noch mal die Einstellung überarbeiten.
Insofern lautet mein ganz vorsichtiges Zwischenfazit: Besser als vorher, aber noch deutlich Luft nach oben. Ich werde hier weiter berichten, wenn es neue Erfahrungen gibt.
hallo Möchte meine 4 Bremstrommel mit Belägen , gehören zu einen Fitzel Autotrailer, aufarbeiten inkl neue Radlagen , ist das bei Ihnen möglich ?
Sorry, das hier ist ein privater Blog. Da musst Du Dir jemand anderes suchen. 😉
Hallo Martin,
sehr informativer Blog, gerade die Sachen mit der Duplexbremse sind sehr interessant. Ich werde nach deinen Vorbild mal die Duplexbremse meiner Royal Enfield Felge unter die Lupe nehmen und ggf. überarbeiten lassen.
Danke für die Adresse des Reibbelagservices.
Grüße vom Rennsteig
Sebastian