Das mit dem Brandzeichen war mal wieder eine meiner spontanen Ideen, die ich einfach in die Tat umsetzen musste. Erstaunlicherweise war es viel einfacher als gedacht. Und das Ergebnis überzeugt auf ganzer Linie.
Wozu braucht man bitte ein Brandzeichen?
Mir ging es bei dem Brandzeichen weniger um die dauerhafte Markierung von Haustieren, sondern mal wieder um ein optisches Gimmick. Angefangen hatte es damit, dass ich mir notgedrungen ein neues Handy kaufen musste. (Ein LG G6.) Und dazu eine neue Handyhülle. Eine einfache Einsteckhülle aus Wildleder. Und die sah im Vergleich zu meiner abgenutzen, alten Hülle ziemlichen langweilig aus. Und so kam ein Gedanke zum nächsten und nach wenigen Minuten war klar: Ich muss mir ein Brandzeichen bauen!
Als Motiv wollte ich mein Ratracer-Rundlogo nehmen. Das ist zwar nicht fürchterlich originell, aber ich finde es ganz hübsch und habe es auch schon auf T-Shirts oder Ähnlichem verwendet.
Welches Material soll es werden?
Die erste Idee war, das Logo wie damals bei meinem Tankemblem aus irgendeinem Material zu formen, das sich leicht verarbeiten lässt. Dann eine Gussform aus Silikon oder Sand anzufertigen und anschließend das Brandzeichen aus Zinn zu gießen. Das Problem dabei ist nur, dass Zinn ein denkbar schlechtes Material für ein Brandzeichen ist. Es würde sich beim Aufpressen verformen und beim Erhitzen schmelzen.
Es werde Stahl!
Elektrisch betriebene Brennstempel sind häufig aus Messing, weil es da keine Probleme mit Korrosion gibt, aber für meine Zwecke reicht auch ganz normaler Stahl.
Jetzt hätte ich mit natürlich hinsetzen und mit dem Dremel stundenlang an einem Stück Stahl rumfräsen können. Aber da ich ein fauler Mensch bin, habe ich mich auf die Suche nach jemanden gemacht, der Stahl mittels Laser oder Wasserstrahl schneiden kann. Und wie so oft bin ich im MZ-Forum fündig geworden. Ein paar Probleme gab es dann leider mit den Daten, denn die DXF-Dateien, die ich aus Adobe Illustrator exportiert habe, wurden von der Wasserstrahlschneidemaschine nicht akzeptiert. Nach einigem Hin und Her hat es dann aber doch noch funktioniert und ein paar Tage später hielt ich 4 ausgeschnittene Ratracer-Logos aus 5 mm starkem Stahl in den Händen. (Vielen, vielen Dank an Achim!)
Nun kam doch noch der Dremel zum Einsatz, um die kleinen Verbindungen zwischen den Teilen zu kappen. Die Kanten habe ich anschließend mit Sandpapier ein bisschen entschärft.
Als nächstes habe ich ein Stück Flachstahl auf die Rückseite geschweißt und die beiden “R”s so genau wie möglich positioniert.
Dabei habe ich so viele Verbindungen wie möglich zwischen Logo und Halteplatte hergestellt. Weniger wegen der Stabilität, sondern für einen schnellen und gleichmäßigen Wärmetransport.
Als Halter habe ich eine Gewindestange mit einem Feilenheft versehen. Auf die Halteplatte habe ich eine M8-Mutter geschweißt, in die ich die Gewindestange geschraubt habe.
Warum habe ich nicht einfach die Gewindestange an die Halteplatte geschweißt? Damit ich sie bei Bedarf einfach entfernen kann. Ich habe mir nämlich überlegt, dass man das Logo nicht nur mit Hitze, sondern zum Beispiel auch mit Druck in ein Material pressen kann. Man könnte Leder z.B. nass machen und dann das Logo im Schraubstock draufpressen und das Leder unter Druck trocknen lassen. Das wäre mit aufgeschweißtem Griff schwierig.
So sah das dann aus:
Anschließend habe ich das Brandzeichen mit der Lötlampe so lange erhitzt, bist die dünnen Teile langsam begannen rot zu glühen. Das Brandzeichen müsste also ca. 600°C heiß gewesen sein.
Danach habe ich es ein paar Sekunden auf die Handyhülle gedrückt. Das Ergebnis sieht meines Erachtens richtig toll aus, nur leider ist es nicht ganz gerade geworden.
Danach gab es kein Halten mehr und ich habe alles markiert, was nicht bei Drei auf dem Baum war. (Erstaunlich, wie schnell eine Nachbarskatze auf einen Baum kommt, wenn man mit einem Brandeisen hinter ihr herrennt. Nur ein Spaß! 😉 )
Ich hab meinen Geldbeutel, verschiedene Bretter, meine Schweißhandschuhe und auch meine Werkbank markiert. Ich war kurz davor, mir das Brandzeichen in den Unterschenkel zu drücken, konnte mich aber gerade noch zurückhalten. 😉
Beim Geldbeutel habe ich ein bisschen zu lange draufgehalten. Dadurch ist es zwar schön schwarz geworden, in der Mitte ist die Oberfläche aber leicht aufgerissen. Egal, der Geldbeutel hat den Großteil seines Lebens eh schon hinter sich.
Bei Holz hatte ich das Problem, dass die filigranen Linien zu schnell auskühlen und dann keinen ganz so dunklen Abdruck hinterlassen wie die dickeren. Deshalb muss man die dünnen Teile besonders heiß machen.
Mal sehen, was mir noch für Verwendungszwecke einfallen. Den Sitzbezug vom Racer könnte ich damit natürlich verschandeln verschönern. Oder meine Gartenmöbel aus alten Paletten. Oder oder oder. Und ich will das Brandzeichen auf jeden Fall mal im Lagerfeuer oder im Grill erhitzen. Das stelle ich mir wesentlich uriger vor als mit der Lötlampe.
Voll gut! Hätte ich ein Logo würde ich es auch so einbrennen wollen
Super Beitrag, muss man nur eine Laser Fa finden, die stehen aber auch im Netz!
Clevere Idee, jemanden zu suchen, der geübt darin ist, Stahl durch Wasserstrahl zu schneiden. Ich selbst hätte mich auch nicht bereit erklärt, mehrere Stunden lang an dem Stahl zu fräsen. Stattdessen habe ich das Glück, einen Onkel zu haben, der sich durch seinen Beruf mit Wasserstrahlschneiden auskennt.