Vor einer Weile habe ich Aufkleber für meinen Tank hergestellt. Den Schriftzug “Ratracer” habe ich selbst entworfen und mit meinem Plotter aus schwarzer Klebefolie ausgeschnitten. Aber irgendwie war ich damit nicht glücklich. Erstens waren sie schlecht platziert; hauptsächlich wegen der Delle auf der rechten Tankseite. Na gut, ich hätte sie einfach wieder abmachen können und neue in besserer Position aufkleben. Aber ich fand sie insgesamt nicht ansprechend. Das Motorrad ist relativ klassisch und “rustikal” aufgebaut, da passt so ein moderner und billiger Aufkleber einfach nicht ins Bild.
Mein Ehrgeiz war also geweckt und ich wollte eine insgesamt schönere und “hochwertigere” Lösung. Am naheliegendesten wäre natürlich ein schön lackierter Schriftzug – evtl. per Pinstriping – gewesen. Aber das bekomme ich selbst nicht hin. Und das von einem Profi machen zu lassen, wäre mir schlicht zu teuer. Auch weil ich nicht weiß, wie sich das mit dem Klarlack auf dem blanken Metall langfristig verhält und ob ich nicht in absehbarer Zeit alles wieder abschleifen und neu lackieren muss.
Also blieb nur ein Tankemblem. Nach langen Überlegungen und Recherchen war mein Plan folgender:
- Am PC ein 3D-Modell des “Ratracer”-Logos erstellen.
- Das 3D-Modell mit einem 3D-Drucker als 1:1-Vorlage aus Kunststoff drucken lassen.
- Das Kunststoff-Positiv mittels Formsand abformen.
- Die Sandform mit Zinn ausgießen.
- Die einzelnen Buchstaben nachbearbeiten (Schleifen, Aufpolieren) und dann an den Tank kleben. Ggf. zurechtbiegen, um sie an die Delle im Tank anzupassen.
Kunststoffmuster aus dem 3D-Drucker
Das Erstellen des 3D-Modells und der Druck der Kunststoffvorlage lief relativ problemlos (Vielen Dank an Max!).
Formenbau mit Formsand
Leider hat das Abformen mit Formsand überhaupt nicht funktioniert. Der Sand blieb immer in den Ritzen stecken, eine brauchbare Gussform war so nicht zu bekommen. Der Grund war einerseits die raue Oberfläche, die beim schichtenweisen Druck entstanden war. Ich habe zwar versucht, das mit einem feinen Sandpapier glattzubekommen, hatte aber keinen großen Erfolg. Außerdem habe ich den Anfängerfehler gemacht, die Buchstaben nicht seitlich anzuschrägen, sondern habe sie in rechten Winkeln geformt.
Gussform aus Silikonkautschuk
Ich wollte deshalb den Formsand durch Silikonkautschuk ersetzt und damit eine flexible Gußform erstellen, die ich zerstörungsfrei aus den Ritzen des Emblems herausziehen kann. Der Silikonkautschuk ist hitzebeständig und kann kurzzeitig bis 400 °C aushalten. Das soll für Blei und Zinn ausreichen.
Ich habe mir zuerst aus Pappe eine improvisierte Gussform erstellt, …
…, den Silikonkautschuk und die entsprechende Menge Vernetzer abgemessen…
… beides ordentlich verrührt und dann die mit Talkum bestäubte Form vorsichtig ausgepinselt. Der Hintergedanke dabei ist, dass sich dadurch keine Luftblasen bilden bzw. die Luftblasen sich noch lösen und aufsteigen können.
Dann den Rest in die Form gießen und ein paar Stunden warten.
Nach dem “Aushärten” ließ sich die Form völlig problemlos lösen. Leider waren doch noch einige Luftblasen an der Positivform, die hässliche Hohlräume erzeugt haben. Allerdings so kleine, dass sich das problemlos bei der Nachbearbeitung der Zinnembleme wegschleifen lässt.Tankemblem aus Zinn gießen
Der Guss selbst war dann doch etwas komplizierter als ich mir erhofft hatte. Das Zinn hat irgendwie immer genau die Konsistenz, die es nicht haben soll. Beim Gießen ist es total zähflüssig und lässt sich kaum dosieren. Aber wenn es dann mal läuft, kommt gleich ein riesiger Schwall, der kaum in die richtigen Bahnen zu lenken ist. Dementsprechend hatte ich am Ende deutlich mehr Zinn in der Form, als ich eigentlich geplant hatte.
Das war insofern ärgerlich, weil ich das ganze überschüssige Zinn aufwändig abtrennen bzw. abschleifen musste. Aber Zinn ist ein weiches und dadurch sehr dankbares Material, dass sich gut bearbeiten lässt. Nach wenigen Stunden sah das dann schon so aus:
Ich habe die fehlenden Teile nachgegossen und dann alles geschliffen und etwas aufpoliert.
Und am Tank sieht das dann so aus:
Es war gar nicht so einfach, die Buchstaben sauber und gleichmäßig am Tank zu befestigen. Zum Festkleben habe ich sogenanntes Spiegelband verwendet. Das ist doppelseitiges Klebeband, das zum Festkleben von Spiegeln auf Fliesen gedacht ist. Das Tolle ist, dass es wasserfest und etwas flexibel ist. Dadurch hält es auch bei Regen und es vibriert nicht ab. Aber für solche filigranen Sachen ist es natürlich nicht gedacht. Ich musste es in ganz dünne Streifen schneide. Hier und da sieht man es deshalb hinter den Buchstaben vorschauen.
Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es wirkt sehr edel, hat aber trotzdem diese etwas unperfekte “Selbstgemacht”-Note. Sicher hätte man es mit etwas Üben und besserer Vor- und Nacharbeit noch sauberer hinbekommen, aber mir gefällt es genau so, wie es ist. 🙂
Wow, tolle Arbeit!
Glückwunsch auch zum Startplatz beim Glemseck.
Schaut sehr sehr geil aus, gerade diese leichte Unperfektheit passt perfekt zum bike, alles andere wäre nicht glaubwürdig. Nochmal, sehr schöne Arbeit!
lg Danny
Danke. 🙂