Ratracer 2 – die Basis ist da

Schon lange bin ich auf der Suche nach einem neuen Umbauprojekt. Immer wieder war ich kurz davor, ein Motorrad zu diesem Zweck zu kaufen. Aber irgendwas sprach immer dagegen. Diesmal hat alles gepasst und ich habe zugeschlagen. Das Projekt “Ratracer 2” steht also in den Startlöchern.

Die Basis für den Umbau ist ein kleines aber meines Erachtens sehr feines Motorrad – eine Suzuki GSX 400 F. Auch wenn sie offiziell nie unter dem Namen “Katana” verkauft wurde, ist sie doch ganz offensichtlich Teil dieser stilprägenden Baureihe von Suzuki.

Ein paar Fakten: Mit knapp 7000 Mark war sie Anfang der 80er ziemlich teuer für ein Motorrad dieser Hubraumklasse, bot aber auch richtig viel: Einen hochgezüchteten 400-Kubik-Motor, der locker fünfstellige Drehzahlen erreicht und dann 41 PS auf die Straße bringt. Mit 4 Ventilen pro Zylinder(chen) darf er sich zu Recht GS”X” nennen.

Insgesamt ist sie knapp 200 Kilogramm schwer und besitzt laut damaligen Testern ein hervorragendes, außerordentlich stabiles Fahrwerk, mit dem man entspannt cruisen aber auch kräftig am Gas drehen kann. Bei Bedarf ist der Giftzwerg in 6 Sekunden auf Tempo 100 und ist mit einer Spitzengeschwindigkeit von 160 km/h auch absolut autobahntauglich. Heutige Motorräder können das natürlich besser, aber es reicht aus, um nicht zum Verkehrshindernis zu werden.

200 kg Zuladung bieten zudem genug Spielraum für einen Sozius und/oder Gepäck, so dass auch einer längeren Tour nichts im Wege steht. 3 Scheibenbremsen sorgen dabei für ausreichende Sicherheit.

Soviel zur Theorie. Wenden wir uns “meiner” Katana zu. Sie wurde bei eBay mit Startgebot 420 Euro angeboten und ich war der einzige Bieter. Da sie in Kitzingen, also etwa 30 Minuten entfernt stand, war auch die Abholung kein Problem.GSX 400 F, GS 40 XF, Suzuki Katana

Sie ist Baujahr ’82, hat 55.000 (glaubhafte) km runter, stand die letzten 16 Jahre und ist optisch etwas runtergekommen, aber die Basis ist (soweit man das erkennen kann) tadellos. Papiere und Schlüssel sind dabei. Sie ist komplett, unverbastelt und hat nur ein paar kleine Schäden. Der Motor läuft, nimmt allerdings nur schlecht Gas an und geht ohne Choke sofort aus. GSX 400 F, GS 40 XF, Suzuki Katana

Eigentlich ist sie ein richtig hübsches Ding. Tank und Verkleidungen verbinden klassische und moderne Elemente, sie wirkt kompakt aber nicht pummelig, die Gussräder sind filigran und erinnern an Speichenräder. Für meinen Geschmack könnte der Scheinwerfer noch etwas niedriger stehen und das Heck etwas kürzer sein, aber ansonsten gefällt sie mir auch original ganz gut.

Schauen wir uns ein paar Details an.

Der Tank

Der Tank ist wie die Verkleidungsteile in einem damals wahrscheinlich total angesagten Perleffekt-Lack lackiert.Je nach Lichteinfall und Blickwinkel schimmert er grünlich oder rötlich. Das ist ehrlich gesagt nicht so mein Fall. Innen ist der Tank ein bisschen, aber nicht dramatisch rostig. Links hat er eine leichte Delle. Und er hat – man höre und staune – einen elektrischen Füllstandsanzeiger (Tankuhr)!

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Die Grundplatte des Sitzes ist rostfrei und der Kunststoff nicht durchgesessen. Der Bezug ist eigentlich auch noch okay, lediglich an einer Stelle ist die “Naht” gerissen. Das Bordwerkzeug fehlt leider, das Staufach im Heckbürzel ist leer.

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Die Beleuchtung

Der Scheinwerfer hat ein paar Kratzer am Chromring, das Rücklicht ist kaputt, die Blinker sind noch alle original.

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Die Elektrik scheint unverbastelt zu sein und macht einen sauberen, aufgeräumten Eindruck. Nur unterm Scheinwerfer schauen ein paar Kabel hervor, die vermutlich hinein gehören. Was mich beim Demontieren der Seitendeckel gleichermaßen gefreut und überrascht hat: Alle Plastiknasen sind noch intakt! GSX 400 F, GS 40 XF, Suzuki Katana GSX 400 F, GS 40 XF, Suzuki Katana GSX 400 F, GS 40 XF, Suzuki Katana

Krümmer und Auspuff

Die Krümmer sehen teilweise richtig gut aus, teilweise sind sie etwas angelaufen. Das lässt sich evtl. noch wegpolieren. Die beiden Endtöpfe sind an der Oberseite einwandfrei, nur auf der Unterseite sind sie teilweise etwas rostig oder angelaufen. Auf der rechten Seite fehlt eine Blende über dem Auspuffrohr. Die Verbindungsstellen zwischen Krümmern, Sammlern und Schalldämpfern sind tadellos und rostfrei. Entweder hat das Motorrad nie größere Mengen Wasser und Salz gesehen, oder die Auspuffanlage wurde irgendwann getauscht. Interessant finde ich, dass die komplette Anlage aus Einzelteilen besteht, also 4 einzelnen Krümmern, 2 Sammler und 2 Schalldämpfer.

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Die hinteren Dämpfer scheinen noch zu gehen, sind aber sehr rostig. Da werde ich mir wohl andere besorgen. Die Gabel ist noch ganz okay, allerdings haben die 33mm-Standrohre schon ein paar winzige Rostpickel. Der Rahmen ist hier und da ein bisschen angerostet, aber das ist nur oberflächlich. Am schlimmsten hat es wie üblich die Schwinge im Bereich des Spritzwassers getroffen, aber ich glaube, dass es auch da mit Strahlen und Pulvern getan ist. Der Kettensatz geht noch.

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GSX 400 F, GS 40 XF, Suzuki Katana GSX 400 F, GS 40 XF, Suzuki KatanaGSX 400 F, GS 40 XF, Suzuki KatanaMotor und Vergaser

Der Motor macht optisch einen guten Eindruck und müsste nur mal ordentlich gereinigt werden. Wie es innen ausschaut, weiß ich natürlich nicht. Mir ist nur aufgefallen, dass die Kupplung recht schwergängig ist. Die Vergaser sind etwas angegammelt und benötigen wohl eine vernünftige Reinigung. Hoffentlich ist es damit getan.

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Die Felgen sind etwas gammelig, aber auch das ist nur oberflächlich. Die Metzeler-Reifen haben noch gutes Profil, sind allerdings schon 18 bzw. 20 Jahre alt. Zum Basteln und für ein paar Probefahrten gehen die noch, aber spätestens für den TÜV sind neue fällig. Die Bremsen sehen auch noch gut aus, aber ich denke, ich werde ihnen zeitnah neue Stahlflexleitungen und Beläge gönnen.

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Instrumente und Armaturen

Genau wie der Rest sind die Armaturen und Instrumente etwas verlebt, aber es geht noch alles. Wirklich genial finde ich die Ganganzeige (auch wenn ich sowas noch nie vermisst habe) und das Fernlicht, das über den Blinkerschalter aktiviert wird.

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Sonstiges

Sehr praktisch ist auch das Helmschloss, an das dank zweier Bügel ganz einfach zwei Helme angeschlossen werden können. Und die Bügel lassen sich auch einzeln öffnen und schließen. Schöne Idee!

GSX 400 F, GS 40 XF, Suzuki KatanaFazit

Ich denke, ich habe mit diesem Motorrad eine tolle Basis für ein schönes, alltagstaugliches und trotzdem nicht alltägliches Custombike. Was es letztlich wird, weiß ich noch nicht. Ein Bauhausbike? Ich möchte mich eigentlich noch nicht festlegen. Der Arbeitstitel lautet auf jeden Fall “Ratracer 2”, aber vielleicht wird auch ja ein “Ratroadster” draus?

Bevor es mit dem Umbau losgeht, will ich das Motorrad ohnehin erstmal zum Laufen bringen und vielleicht auch eine Zeitlang im Originalzustand fahren. Hauptsächlich um sicherzustellen, dass Motor und Rahmen gesund sind. Und wenn es dann zuverlässig läuft und mir Spaß macht, dann werde ich schauen, was sich daraus zaubern lässt. Man darf gespannt sein!

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5 Gedanken zu „Ratracer 2 – die Basis ist da

  1. Tolle Sache,
    Habe selber eine Gsx 400 E, die schon 25 Jahre in der Garage meiner Eltern steht.
    Finde sie zu schön um weg zu geben.
    Was ist denn aus dieser ‚Basis‘ geworden?
    Gruß, Markus

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