MZetten habe eine einfache und überschaubare Technik. Bei Problemen ist es deshalb normalerweise einfach, die Ursache zu finden. (Ein bisschen Fachkenntnis und Erfahrung vorausgesetzt.) Dieses Problem hat mich aber wirklich sehr irritiert. Dabei war die Lösung letztlich gar nicht so schwer.
Stoye Superelastik – nomen es omen?
Und zwar ging es um meinen Beiwagen. Genauer gesagt um das Beiwagenrad. Das soll normalerweise absolut senkrecht, im 90°-Winkel zum Untergrund stehen. Bei mir stand es schon immer ein bisschen schräg, leicht nach außen geneigt. Das ist mir schon öfters aufgefallen, dem TÜV und auch anderen MZ-Fahrern. Grund zum Handeln habe ich trotzdem nie gesehen, dann der Beiwagen fuhr (und fährt) einwandfrei.
Die Ursache für das schräge Rad war die Beiwagenschwinge. Die ist nicht so stabil, wie sie vielleicht sein sollte, und neigt bei flotter Fahrweise zum Verbiegen. Bei schnell gefahrenen Linkskurven wirken unten auf das Rad große Seitenkräfte, was irgendwann dazu führt, dass die Schwingenarme nicht mehr parallel sind und das Rad dadurch schräg steht.
Solange die Schwinge nur leicht verbogen ist, ist das nicht weiter schlimm. Man kann sie mit einer Stange und einem beherzten Ruck wieder zurechtbiegen. Allzu oft sollte man das natürlich nicht machen, aber ein paar Mal überlebt sie das durchaus. Als ich meinen Beiwagen letzten Winter restauriert habe, habe ich das auch versucht. Aber anscheinend nicht beherzt genug, denn ein Unterschied war nicht wirklich erkennbar. Das war mir aber auch egal, denn wie gesagt: Sie fuhr einwandfrei.
Echt schräg
Vor einer Weile habe ich dann aber doch gestutzt. Das Rad stand plötzlich so extrem schief, dass ich erst dachte, die Schwinge wäre gebrochen:
Ein kräftiges Rütteln und Drücken am Rad zeigte aber: Alles fest, kein spürbares Spiel. Nur beim links und rechts Drücken knackte es leicht im Rad. Neue Radlager fällig? Mit dem schiefen Rad konnte das aber nichts zu tun haben. Mein Fazit: Jetzt hat es die Schwinge so extrem verbogen, dass alles zu spät ist. Eine neue Schwinge muss her. Bei eBay stand gerade relativ günstig eine neue drin, also habe ich zugeschlagen.
Am nächsten Tag habe ich mir die Sache noch mal genau angeschaut und mit der Wasserwaage “gemessen”. Ergebnis: Ja, das Rad steht krumm. Aber längst nicht so extrem wie am Vortag. Eher so, wie ich es gewohnt war:
Seeeehr eigenartig. Hat sich die Schwinge etwa von selbst zurückgebogen? Unmöglich. Ich habe noch mal am Rad gewackelt und wieder kein Spiel festgestellt. Allerdings war die Achse ein bisschen locker und ich habe sie wieder angezogen.
Am nächsten Tag habe ich wieder hingeschaut – und siehe da: Das Rad steht fast gerade!
Wie kann das sein?!
Des Rätsels Lösung
Der entscheidende Tipp kam (mal wieder) aus dem MZ-Forum: Die Schwinge ist unschuldig. Stattdessen ist die Achse krumm! Schon beim Rausdrehen fiel mir auf, wie das Rad dabei hin- und herschwang.
Auf den ersten Blick sieht sie gar nicht sooo krumm aus. Sie ließ sich auch problemlos durchs Rad ziehen und stecken. Da hab ich schon andere Fälle erlebt, wo die Achse so krumm war, dass sie sich nicht mehr zerstörungsfrei demontieren ließ. Aber selbst das “bisschen krumm” reicht offensichtlich, damit das Rad auffällig schräg steht.
Tja, so einfach kann es sein. Sowohl die Spur als auch der Sturz des Rads waren durch die krumme Achse deutlich verschoben. Und dadurch, dass die Achse locker war und sich bei Belastung leicht drehte, änderte sich immer mal wieder der Winkel.
Eine neue, ordentlich angezogene Achse hat das Problem erfolgreich behoben. Und die neue Schwinge habe ich ins Regal gelegt. Wer weiß, wann ich die brauchen kann.
Problem dauerhaft gelöst?
Aber wie bei jeder Reparatur stellt sich die Frage: Ist das Problem damit dauerhaft gelöst? Wenn sich die alte Achse verbogen hat, wird sich die neue auch irgendwann verbiegen. Wie lässt sich das verhindern?
Ein kurzer Exkurs: Die MZ-Ingenieure haben in den Beiwagen ein Hinterrad eingebaut, bzw. dessen Radnabe. Diese hat 3 “Dorne” als Mitnehmer für den Antrieb. Damit die keinen Schaden anrichten können, wenn sie am Beiwagen rotieren, werden sie mit einer “Glocke” abgedeckt, also einer schüsselförmigen Nabenabdeckung. Diese “Glocke” wirkt gleichzeitig als Distanzstück, damit das Rad nicht auf der Achse hin- und herrutschen kann.
Ich habe aber, so wie einige MZler, ein Vorderrad im Beiwagen. Ein Hinterrad war gerade nicht zur Hand und abgesehen von den Mitnehmern gibt es keinen funktionalen Unterschied. Eine “Glocke” hatte ich auch nicht, also habe ich einfach eine vordere Nabenabdeckung und eine Handvoll Distanzscheiben genommen, um das Rad auf der Achse zu fixieren. Prinzipiell alles kein Problem und auch nicht unüblich.
Das Problem kommt aber durch die Hintertür: Die “Glocke” stabilisiert die Achse ein bisschen und wirkt dem Verbiegen entgegen. Zumindest in einem gewissen Rahmen. Eine Handvoll Distanzscheiben tut das natürlich nicht.
Distanzstücke zur Stabilisierung
Ich habe deshalb ein bisschen gebastelt. Die Idee dazu stammt von Klaus P. im MZ-Forum (Link zum Beitrag): Man nehme anstelle der “Glocke” ein ausreichend dimensioniertes Distanzstück, das relativ spielfrei auf der Achse sitzt. Oder besser zwei Distanzstücke, weil es sich dann wesentlich einfacher montieren lässt.
Die Maße: Außendurchmesser 48 mm, Bohrung 15,5 mm. Gesamtlänge 48 mm (in meinem Fall verteilt auf 23 + 25 mm). Ein Distanzstück hat an einem Ende zwei “Stufen” mit 30 bzw. 40,5 mm Außendurchmesser und 4 bzw. 3,5 mm Höhe. Der kleinste Bund drückt auf den Innenring des Radlagers, der zweite dichtet den Lagersitz ein bisschen gegen den gröbsten Schmutz ab. Das andere Distanzstück ist einfach zylindrisch mit Bohrung.
Die Teile hat mir ein Freund auf der Arbeit anfertigen lassen. Dankeschön an Manuel! So sieht das dann montiert aus:
Zu beachten ist, dass diese Lösung natürlich nur bei gekapselten Radlagern mit Dichtring funktioniert. Der zusätzliche Gummidichtring der offenen Lager passt nämlich nicht mehr rein.
Bleibt nur zu hoffen, dass damit wieder eine konstruktive Schwachstelle dauerhaft beseitigt ist.