Meine beiden Neuzugänge machen es mir nicht leicht. Bei der MZ ETS besteht Hoffnung, dass nun alle Probleme behoben sind. Bei der BMW werden die Probleme hingegen immer mehr. Aber ich gebe nicht auf.
Das MZ läuft … wieder
Fangen wir mit den guten Nachrichten an: Seit ich bei der ETS den neuen, regenerierten Motor eingebaut habe, fährt sie wieder wunderbar. Alle Gänge schalten sich sauber und bleiben auch drin. Anfangs lief der Motor schon fast unnatürlich leise, aber nach ca. 50 km haben sich die neuen Kolbenringe ein bisschen eingeschliffen und sind nun auch vernehmbar. Jetzt klingt er wie ein MZ-Motor. 🙂
Um den Motor einzufahren, habe ich eine kleine und ganz entspannte Vatertagstour gemacht. Zusammen mit Jan und seinem Sohn Rufus, die mit einer Royal Enfield Bullet auch nicht gerade übermotorisiert waren, bin ich mit meiner ETS und meinem Sohn im Beiwagen knapp 150 km durch das wunderschöne Taubertal gefahren. Eine Strecke wie gemacht für diesen Zweck: kleine Seitenstraßen mit leichten Hügeln und langgezogenen Kurven. Hier kann man ganz entspannt mit 75 oder 80 dahinrollen, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu behindern.
Von der Leistung des Motors war ich ein bisschen enttäuscht. Der alte, komplett ausgelutschte Motor lief in der Ebene mit etwas Anlauf und Nachdruck knapp 100 km/h. Den neuen wollte ich nicht überstrapazieren, aber als ich dann einmal auf der Bundesstraße Vollgas gegeben habe, kam nicht mehr als 90 heraus. 🙁 Ich gehe einfach mal davon aus, dass der Motor noch eingefahren werden muss. Das wird schon noch.
Zwischendurch habe ich dann einen kleinen Herzinfarkt bekommen, weil plötzlich ein lautes Klappern vom Motor kam. Zum Glück hatte sich nur der Zündungsdeckel losvibriert. Dass sich dann noch die Blinkergläser vom linken Blinker gelöst haben und vom nachfolgenden Verkehr überrollt wurden, verbuche ich unter “Offerings to the God of Speed”. Wenn das alles ist, kann ich gut damit leben. 😉
Die BMW läuft … über
Die BMW macht es mir leider nicht leicht. Um sie richtig lieben zu lernen, habe ich zwei wunderschöne Touren mit ihr gemacht. Die erste hat mich nach Frankfurt geführt. Insgesamt ca. 300 km, hin durch den Spessart, zurück durch den Odenwald. Einen Tag später ging es dann ca. 250 km durch den Steigerwald. Alles wirklich herrliche Strecken zum Genießen und das Wetter hätte nicht besser sein können.
Und was macht Madame BMW? Sie zickt. Sie zickt so sehr, dass ich sie am liebsten direkt weggeben will. 🙁
Der Blinker blinkt unkontrolliert
Das Blinkrelais hatte ich bereits getauscht. Und trotzdem blinkten die Blinker völlig unkontrolliert. Einfach so, ohne dass ich den Schalter berührt hätte. Das nervt. DAS NERVT TIERISCH! Und ist obendrein nicht ganz ungefährlich.
Nach einiger Suche konnte ich den Fehler eingrenzen: Der Blinkerschalter hat einen kleinen Wackelkontakt. Ein simples Problem, das eigentlich leicht zu lösen ist. Bei MZ würde ich einfach den Schalter zerlegen, reinigen, zusammenbauen, fertig. (Bei Suzuki übrigens auch. Bei jedem Motorrad, das ich bisher hatte.) Aber bei BMW geht das nicht, denn der Schalter ist vergossen und kann nur im Ganzen ausgetauscht werden.
Bei MZ kostet so ein Schalter neu 7 Euro, bei BMW 155 Euro. Und gebraucht nicht unter 100 Euro.
Bevor ich viel Geld für einen neuen Schalter ausgebe, wollte ich es erstmal anders versuchen. Ich habe den Schalter mit Druckluft ausgeblasen, mit Ballistol eingesprüht und dann nochmal ausgeblasen. Leider mit zweifelhaftem Erfolg: Der Schalter hat geleuchtet, als wäre eine 50W-Birne eingebaut! Und er hat gequalmt und gequalmt und gequalmt. Ich dachte, mir brennt das ganze Motorrad ab. Irgendwann war das Ballistol weggebrannt und der Schalter ging wieder – so schlecht wie vorher.
Es führt also kein Weg an einem anderen Schalter vorbei. Und wie es der Zufall will: Wer zufällig einen kompletten MZ-Motor im Regal hat, hat auch einen passenden BMW-Blinkerschalter. Danke an Jürgen! Der Schalter hatte sogar schon verlängerte Kabel und musste nur noch mit neuen Flachsteckern und einem passenden Bougierohr versehen werden. Jetzt funktionieren die Blinker endlich so, wie sie sollen. Problem Nummer 1 gelöst.
Eingebrannter Kaffee auf dem Auspuff
A propos Problem gelöst: Während meiner Frankfurt-Tour ist mir ein Getränk im Koffer geplatzt. Ein Cappuccino im Plastikbecher. Der ist dann munter auf den linken Auspuff getropft und hat sich dort richtig schön eingebrannt.
Ich habe ihn mit einem nassen Tuch eingeweicht: Ohne Erfolg.
Ich habe ihn mit Bremsenreiniger eingesprüht. Ohne Erfolg.
Ich habe ich mit WD40 eingesprüht. Ohne Erfolg.
Ich habe versucht, ihn mit Polierwatte wegzupolieren. Ohne Erfolg.
Ich war kurz davor, den Auspuff mit Stahlwolle zu bearbeiten, was aber den Chrom ruiniert hätte. Ich habe es dann mit Backofenspray/Grillreiniger versucht. Angeblich ein Wundermittel, das ich aber noch nie ausprobiert habe. Und siehe da: Eingesprüht, 5 Minuten gewartet, abgewischt: Sauber!
Die Vergaser laufen über
Das nervigste Problem von allen: Die Vergaser laufen über. Erst nur der linke und nur sporadisch. Dann immer öfter. In Frankfurt habe ich an jeder roten Ampel eine große Pfütze hinterlassen. Und es gibt viele rote Ampeln in Frankfurt. 😉 Irgendwann hat das sogar zu massiven Zündaussetzern geführt, weil das Gemisch dadurch viel zu fett war und die Zündkerzen komplett verschmaddert waren. Neue Kerzen konnten das Problem natürlich nur kurz lösen, weil das Grundproblem bestehen blieb.
Was führt denn dazu, dass ein Vergaser überlauft? Wenn mehr Benzin in der Schwimmerkammer ist als vorgesehen, läuft der Sprit über ein kleines Überlaufröhrchen unten raus. Wenn die Schwimmerkammerdichtungen defekt sind, auch manchmal dort.
Und warum ist zu viel Sprit in der Schwimmerkammer? Meistens weil das Schwimmernadelventil nicht richtig schließt und deshalb unkontrolliert Sprit nachläuft. Dann ist entweder die Spitze oder der Sitz der Schwimmernadel verschlissen. Oder es klemmt einfach Dreck im Ventil (Rostkrümel, Lackreste aus dem Tank, etc.). Oder es stimmt etwas nicht mit den Schwimmern (Schwimmerstand zu hoch eingestellt, Schwimmer undicht/vollgesogen, Schwimmer hängt fest, etc.).
Also wurden die Vergaser gereinigt, links eine neue Schwimmernadel und neue Dichtungen eingebaut. Bei der Gelegenheit wurden auch die stark verstellten Schwimmerstände angepasst. Aber das Problem wurde immer schlimmer. Jetzt lief das Benzin sogar schon am rechten Vergaser aus!
Bei MZ (BVF-Vergaser) besteht der Schwimmer aus kleinen “Messinghohlkörpern”. Klingt solide, aber hin und wieder vibriert eine Lötstelle durch und dann säuft der Schwimmer schlagartig ab. Bei BMW (Bing-Vergaser) besteht der Schwimmer aus Schaumstoff. Das hat den Vorteil, dass er nicht undicht werden kann. Aber er kann sich mit der Zeit vollsaugen. Was umso fieser ist, weil es ein schleichender Prozess ist und man das nicht sehen kann. Also habe ich mir eine Präzisionswaage gekauft und die Schwimmer gewogen.
12 Gramm sollen sie wiegen. Der rechte wiegt aber 13 Gramm (klingt nicht nach viel, sind aber fast 10% mehr), der linke sogar stolze 18 Gramm (50% zu viel!).
Ein zu schwerer Schwimmer schwimmt nicht mehr so gut und schließt das Ventil entsprechend erst bei einem zu hohen Schwimmerstand. Kein Wunder, dass die Vergaser überlaufen!
Die Lösung ist einfach: Einmal alles neu. Neue Schwimmer, neue Nadelventile, neue Dichtungen. Und damit auch kein Dreck mehr die Ventile verstopfen sorgen kann, rüste ich noch 2 Benzinfilter nach. Dann ist das Problem hoffentlich gelöst.
Es bleibt also spannend an der BMW-Front. 😉