Nachdem ich mich im ersten Teil mit den theoretischen Grundlagen der Schwingkammer befasst habe, geht es diesmal um die praktische Umsetzung.
Die passenden Maße hatte ich schon errechnet: 800 ml Volumen, 16,5 cm Schlauchlänge bei 12 mm Durchmesser.
Material
Zum Testen habe ich mir eine Edelstahlflasche mit 0,75 Litern besorgt. Inkl. Flaschenhals hat die annähernd 800 cm³ – auf ein paar Milliliter hin oder her kommt es hoffentlich nicht an. Mit Versand hat sie knapp 10 Euro gekostet.
In die Flasche wollte ich seitlich eine Schlauchtülle einschweißen. (Diese muss bei der Montage nach unten zeigen, damit Kraftstoffkondensat durch den Schlauch ablaufen kann.) Aber leichter gesagt als getan. Die Materialstärke entsprach ungefähr einer Bierdose. Ich konnte also nur auf niedrigster Stufe schweißen und nur punktweise. Trotzdem habe ich ständig Löcher reingebrannt. Irgendwann hatte ich es geschafft: Die Schweißstelle sah furchtbar aus, war aber dicht. (Es ist wichtig, dass sowohl die Flasche als auch alle Anschlüsse absolut dicht sind. Ansonsten zieht der Motor Nebenluft, das Gemisch magert ab und sorgt im schlimmsten Fall für einen Kolbenfresser.)
(Das hier ist ein noch halbwegs ansehnlicher Zwischenschritt, kurz vor einem Dichtheitstest. Am Ende sah es deutlich schlimmer aus.)
Zusätzlich habe ich mir für ca. 20 Euro einen Nachbau-Ansaugstutzen besorgt, da ich meinen originalen nicht anbohren wollte. Stichwort Rückbaubarkeit. Das Loch befindet sich zur besseren Montage rechts leicht oberhalb der Mitte. Außerdem kann so das Kondensat leichter zurückfließen. Ich habe ein Aluröhrchen mit 12 mm Durchmesser eingepresst und mit Kleber zusätzlich abgedichtet.
Innen habe ich darauf geachtet, dass das Röhrchen bündig abschließt, damit das Strömungsverhalten nicht verschlechtert wird. (Auf dem Bild sieht die innere Oberfläche des Stutzens sehr rau aus. Ist sie auch. Und das ist der Zustand, NACHDEM ich bereits eine viertel Stunde geschliffen und poliert hatte. Wirklich viel taugt das Nachbauzeug nicht. Immerhin haben alle Maße gepasst.)
Für die Verbindung hatte ich einen spiralverstärkter Schlauch, einen sogenannten Vakuum-Schlauch gekauft. Die Idee war, dass der auch bei Unterdruck die Form behält. Allerdings hat er sich nicht mit den Schlauchschellen vertragen und wurde schnell zerdrückt. Ich habe deshalb einen ganz normalen Schlauch genommen – geht auch.
Hier alles zusammengebaut. Ein bisschen provisorisch. :).
Somit stand einem Probelauf nichts mehr im Weg. Die Flasche habe ich nur provisorisch mit Kabelbindern befestig. Eigentlich soll der Schlauchanschluss den tiefsten Punkt bilden, damit kondensierter Treibstoff zurückfließen kann, aber das war für den kurzen Testlauf egal.
Fazit
Ich hatte mir nicht viel erwartet, war aber doch überrascht. Leistungsmäßig hat es keinen (spürbaren) Vorteil gebracht. Zur Effizienz kann ich noch nichts sagen. Aber beim Motorlauf habe ich einige Unterschiede bemerkt. Früher hat der Motor im Leerlauf heftig vibriert, hat gespuckt und gespotzt und sich beim Anfahren verschluckt, wenn ich ihn nicht vorher mit viel Gefühl auf Drehzahl gebracht habe. Jetzt läuft er selbst bei niedrigerem Standgas spürbar ruhiger und ich kann beim Anfahren einfach Gas geben. (Natürlich muss ich ihn trotzdem vorher auf Drehzahl bringen, weil sonst die Leistung fehlt.) Ich bilde mir außerdem ein, dass er beim Beschleunigen noch ein Quentchen geschmeidiger rausbeschleunigt. Das Beeindruckendste ist aber das Schieberuckeln: Im Teillastbetrieb ist es etwas reduziert und im Schiebebetrieb komplett weg! Das Motorrad fährt sich geradezu kultiviert. Quasi ein untermotorisierter Japaner. 🙂
Ich weiß gar nicht, ob ich das will. 😉
Ich werde mir die Flasche nochmal neu bauen. Das sieht mir doch zu unsauber und improvisiert aus. Etwas dezenter wäre besser und die Anbringung muss ohnehin noch geändert werden. Außerdem muss ich mich mal schlau machen, was der TÜV davon hält. Eine Leistungssteigerung ist es ja nicht, insofern dürfte es eintragungsfrei sein. Geräusche erzeugt es auch nicht. Mal schauen. Und dann muss es sich im Alltag bewähren.
(Nachtrag: Ich war mit der provisorischen Boost Bottle beim TÜV und habe gefragt, wie das rechtlich ausschaut. Der Prüfer bemerkte (zu Recht), dass die Schwinkammer keine Leistungssteigerung bewirke und allenfalls als “Ansauggeräuschdämpfer” anzusehen sei. Somit ist es eintragungsfrei und rechtlich unbedenklich.)
Hier geht es zu Teil 3 – die fertige Boost Bottle.
Hi,
Du kannst, wenn Du eine Variante 2 machst, gerne zu mir kommen und ich brate Dir das Ding mit dem WIG dran
Gruß Heiner
Hallo Heiner, danke für das Angebot! Ich habe mich gestern an Variante 2 versucht und bin wieder an dem dünnen Material gescheitert. Am Ende war es eher ein Nudelsieb als eine Flasche. Ich versuche jetzt noch eine andere Methode: Alulöten. Öfter’s mal was Neues. 😉 Falls da nichts bei rauskommt, melde ich mich gerne bei Dir.
Für das dünne Material ist das WIG ideal (ich kann aber nur Stahl und Edelstahl)
Alu-Löten ist die hohe Kunst des Lötens
Viel Glück
Ich hab verschiedene Videos und Anleitungen zu “AL390” gefunden, Alulot mit Flussmittelummantelung. Angeblich ist das ganz einfach anzuwenden. Einen Versuch ist es wert. Und wenn nicht, lass ich mir von Dir gerne das WIG-Schweißen vorführen. 🙂
Hallo,
mich würde mal Interessieren, ob die Boostbottle zwingend oberhalb vom Anaugstutzen angebracht werden muss. Wenn das nur durch Druckunterschied funktioniert müsste das dochbin jeder Höhe funktionieren.
MfG
Ich denke, für die Funktion ist völlig unerheblich, wie und wo Du die befestigst. Das einzige Problem ist das Kondensat, dass sich in der Flasche sammelt. Wenn Du die Flasche oberhalb anbringst und den Schlauch am tiefsten Punkt der Flasche, kann das permanent ablaufen. Wenn nicht, sammelt es sich. Ich weiß von Leuten, die es trotzdem so gemacht haben. Ich habe aber noch keine Aussagen dazu gehört, wie viel sich am Ende sammelt. Wenn es nur ein paar Tropfen sind, ist es nicht schlimm. Wenn die Flasche irgendwann voll ist, wäre es nicht so gut. 😉