Da ich in letzter Zeit wieder häufiger an Diskussionen über das Für und Wider von Hitzeschutzband beteiligt war und anscheinend auch die korrekte Anbringung für manche ein Problem darstellt, fasse ich hier meine eigenen Erfahrungen zusammen.
Warum überhaupt Hitzeschutzband am Krümmer?
Für das Warum gibt es hauptsächlich drei Gründe: Hitzeschutz (wer hätte es gedacht?), den (angeblichen) Tuning-Effekt und die Optik.
1. Hitzeschutzband als Hitzeschutz
Hitzeschutzband wird im Rennsport schon seit ewigen Zeiten eingesetzt. Gerade in den Motorräumen von Sportwagen ist Hitze ein echtes Problem. Die Folge: Benzin fängt an zu kochen, Elektronik versagt und Motoren überhitzen. Krümmer und Auspuff werden deshalb dick mit Hitzeschutzband umwickelt, damit die heißen Abgase die Wärme nicht in den Motorraum sondern in die Umwelt abgeben. Bei Motorrädern kann Hitzeschutzband unter der Verkleidung helfen, Hitzenester zu verhindern. Vor allem bei hochgelegten Auspuffanlagen oder Underseat-Auspüffen schützt es zusätzlich den Fahrer und die Verkleidung vor Verbrennungen.
2. Hitzeschutzband zur Leistungssteigerung
Je heißer ein Gas ist, umso beweglicher ist es. Kann ein Krümmer seine Wärme nicht nach außen abgeben, wird das Abgas natürlich heißer, strömt also schneller und ungehinderter durch den Auspuff. Bei einem hochgezüchteten Motor, dessen Aufgabe es ist, möglichst viel Sprit in möglichst kurzer Zeit zu verbrennen, ist das verbesserte Strömungsverhalten also durchaus von Vorteil. Wie groß der Effekt tatsächlich ist, hängt natürlich ganz vom Motor ab. Ich denke, dass bei einem richtigen 4-Takt-Rennmotor der Unterschied zwar nicht gigantisch aber messbar ist. Und da der Aufwand dafür gering und nahezu ohne Risiko ist, lohnt sich die Maßnahme in jedem Fall. Bei einem Alltagsmoped dürfte der Effekt allerdings gegen Null gehen, bei einem Zweitakter könnte er sich durch das veränderte Strömungs- und Resonanzverhalten im schlimmsten Fall sogar negativ auf die Leistung auswirken.
3. Hitzeschutzband als optisches Gimmik
In der Café Racer-Szene und darüber hinaus hat sich Hitzeschutzband als optisches Gimmik etabliert, das keinen tieferen Sinn verfolgt. Es ist halt mal was anderes, wirkt ein bisschen “organischer” als blanker Stahl und kann vor allem an einem Ratbike das “rattige” Aussehen schön unterstreichen. Außerdem wird es auch gerne genutzt, um gammelige Krümmer zu verstecken und das Moped dadurch optisch aufzuwerten.
Was spricht gegen Hitzeschutzband?
Relativ wenig. Hauptsächlich ist es eine Geschmackssache. Manch einer findet es halt nicht schön.
Ein echtes Gegenargument gibt es aber: Das Hitzeschutzband saugt Wasser auf wie ein Schwamm. Bei einem Motorrad, das trocken in der Garage steht und hauptsächlich bei schönem Wetter gefahren wird, ist das überhaupt kein Problem. Sollte das Motorrad mal nass werden, trocknet das Band durch die Wärme des Krümmers innerhalb weniger Minuten.
Problematisch wird es nur, wenn das Motorrad dauerhaft im Freien parkt. Dann sorgt das Hitzeschutzband dafür, dass jeder kleine Regenschauer den Kümmer tagelang nass hält. Ein normaler Stahlkrümmer hält das nicht lange aus und rostet unter dem Band im Zeitraffer weg. Ähnlich sieht es bei Winterfahrern aus: Das Salzwasser wird vom Hitzeschutzband aufgesaugt, das Wasser verdunstet und das Salz bleibt zurück. Bei einem so eingepökelten Krümmer hilft auch kein gründliches Abdampfen, der überlebt keine zwei Winter.
(Ein eher theoretisches Problem: Das Hitzeschutzband kann natürlich auch andere Flüssigkeiten aufnehmen. Sollte der Motor Öl verlieren oder Benzin aus dem Tank tropfen, könnte sich das Band vollsaugen und bei laufendem Motor durch die Hitze Feuer fangen. Könnte. Mir ist kein solcher Fall bekannt.)
Was ist beim Kauf zu beachten?
Farbe: Ich kenne nur schwarzes, braunes und weißes Hitzeschutzband. Das weiße bzw. eher cremefarbene wird nach meiner Erfahrung sehr schnell dreckig und sieht dann richtig schäbig aus. Das taugt höchstens für Showbikes, die nie wirklich fahren, und für richtige Ratten. Beim braunen ist es ähnlich, aber nicht ganz so extrem. Insofern kann das ein Kompromiss sein, wenn man unbedingt ein helles Band verwenden will. Mein Favorit ist schwarzes Band, wobei man klar dazusagen muss, dass es schon im Neuzustand nicht tiefschwarz sondern eher dunkelgrau ist und bei der Benutzung noch weiter ausbleicht. Darauf sollte man sich einstellen.
Breite: Üblich ist Hitzeschutzband mit 25 mm und mit 50 mm Breite. Meine klare Empfehlung: Das dünne mit 25 mm! Selbst damit ist es manchmal kniffelig, enge Radien sauber zu umwickeln, ohne dass es hässliche Falten wirft.
Länge: Es gibt Rollen mit 5, 10, 15 oder mehr Metern Länge. Wie viel man benötigt, hängt davon ab, was man umwickeln will: Ein Krümmerrohr? Zwei? Drei? Vier? Oder gar sechs? Nur die Krümmer oder auch den Sammler, den Vorschalldämpfer oder den Auspuff? Bei dem dünnen Einzelkrümmer meiner MZ haben ein paar Meter gereicht, für meine japanischen Vierzylinder habe ich zwei 10-Meter-Rollen benötigt. Am besten ein bisschen mehr kaufen.
Preis / Qualität: Ich kaufe gerne günstige NoName-Ware, aber beim Hitzeschutzband habe ich bislang immer das etwas teurere von Thermo-Tec genommen. Es gibt im Internet viele Erfahrungsberichte von Bastlern, die billiges gekauft haben, das dann aber innerhalb kürzester Zeit ausgehärtet und zerbröselt ist. Das von Thermo-Tec wird mit der Zeit natürlich auch ein bisschen spröde, löst sich deshalb aber nicht auf und kann auch nach Jahren noch am Stück abgewickelt werden. Und sooo teuer ist es nun auch nicht.
Die Montage
Bevor es losgeht, ein wirklich ernstgemeinter Hinweis: Bitte bitte bitte zieht bei der Montage Handschuhe an (einfache Gummihandschuhe sind völlig ausreichend) und setzt einen Mundschutz auf (auch hier reicht ein ganz billiger). Bei meinem ersten Versuch habe ich darauf verzichtet und habe dank der winzigen Glassplitter im Band noch Tage später ein fieses Stechen in den Fingern und der Lunge gehabt. Wahrscheinlich sterbe ich irgendwann an Lungenkrebs wegen der saublöden Aktion. 🙁
Jetzt geht’s aber wirklich los. Wir brauchen:
- Krümmer, demontiert und grob gereinigt
- Hitzeschutzband in ausreichender Menge
- Kabelbinder aus Kunststoff oder Wickeldraht
- Stahlkabelbinder, Wickeldraht oder Schlauchschellen (rostfrei!)
- Eimer oder Schüssel mit Wasser
- Schere
- Mundschutz und Gummihandschuhe
1. “Sicherheitsausrüstung” anlegen, das Hitzeschutzband aus der Packung nehmen und ins Wasser legen. Dabei darauf achten, dass sich die Rolle nicht abwickelt, sonst wird es schwierig mit der Handhabung. Das Wasser hat den Sinn, dass das Band leicht aufquillt. Nach der Montage zieht es sich dann beim Trocknen wieder zusammen und sitzt bombenfest auf dem Krümmer. Außerdem sorgt es dafür, dass das Band nicht so staubt.
2. Wenn sich das Band richtig vollgesogen hat, beginnen wir mit dem Wickeln. Angefangen wird oben am Krümmer. Erst eine komplette, gerade Runde rum, dann spiralförmig nach unten. Dabei darauf achten, dass das Band möglichst straff gewickelt ist, keine Falten wirft und gleichmäßig überlappt. Ich habe es immer knapp 1 cm überlappen lassen. Wenn man wirklich straff wickelt, muss es oben eigentlich nicht zusätzlich gesichert werden, aber für den Fall der Fälle sollte man es trotzdem sichern. Da diese Sicherung nur temporär ist, reicht ein normaler Kabelbinder oder ein Stück Draht. Hauptsache, das Band löst sich nicht beim Wickeln.
3. Wenn der erste Krümmer bis unten umwickelt ist, wird das Band auch hier temporär fixiert, da es sich sonst wieder lösen würde. Ein kurzes Stück vom Band lassen wir als Reserve stehen und schneiden es dann sauber ab. Danach kommt der nächste Krümmer dran und so weiter, bis alle umwickelt sind. Wenn ein Sammler oder Ähnliches umwickelt werden soll, kommt der als Letztes dran. Für meinen Geschmack sieht es doof aus, wenn große Vor- oder sogar Endschalldämpfer umwickelt werden, und auch Interferenzrohre oder andere Verbindungen lasse ich frei. Aber das muss jeder selbst wissen.
4. Wenn alles umwickelt ist, fixiert man die Enden endgültig. Dabei kann man Kabelbinder aus Metall nehmen, Schlauchschellen oder einfach Wickeldraht. Ganz wichtig ist nur, dass es sich um rostfreien Edelstahl handelt, denn am Krümmer rostet alles andere sehr schnell und ruiniert dann die schöne Optik. Ich verwende oben im Sichtbereich gerne Kabelbinder, unten stabilere Schellen.
5. Anschließend kann der fertige Krümmer montiert werden. Bei der ersten Probefahrt nicht erschrecken: Das neue Band qualmt und stinkt ganz gewaltig! Das gibt sich aber, wenn der Motor das erste Mal richtig heiß war.
Das war es auch schon. In der Anfangszeit das Band ein bisschen im Auge behalten, ob vielleicht was scheuert oder sich löst. Wir wollen schließlich nicht, dass sich das Ding bei voller Fahrt um das Hinterrad wickelt. Bei luftgekühlten Motoren sollte man auch schauen, ob die Temperatur am Auslass auf einen kritischen Wert steigt. Ich hatte diesbezüglich aber keine Probleme. Und ganz wichtig: Wenn man gefragt wird, warum man den Krümmer umwickelt hat, unbedingt darauf hinweisen, dass das ganz viel Mehrleistung bringt. Dabei auf keinen Fall lachen! 😉
Danke für die vielen Info‘s – ich würde das gerne bei meiner BMW Rninet Scrambler machen lassen – gibt es einen Tipp wo das einer in Berlin macht?
Super, danke für die tolle und homorvolle Zusammenstellung. Ich werde meine “neue” güllepumpe auch zum ratbike “aufrüsten” und freue mich über die tolle Mehrleistung 😉
Hallo, danke für die Anleitung, aber wäre es nicht sinnvoller vom Auspuff her anzufangen zu wickeln, damit das Wasser nicht auf der Überlappung stehen kann?.
Natürlich kann man auch unten anfangen, aber dann hat man das “lose” Ende oben, was nicht sehr schön aussieht. Und das Wasser steht nicht auf den Überlappungen, weil das Hitzeschutzband Wasser aufsaugt. Insofern würde ich oben anfangen.
Hallo
Mich interessiert, ob das Band auch nach außen vor der Hitze schützt. Bei meiner Elli geht der Krümmer im Bereich der linken Wade am Motorblock vorbei. Original ist ein Hitzeschutz aus Blech angebracht. von der Optik mal abgesehen, sind die Bleche verrostet und klappern. Ist das Band ausreichend, um mir nicht die Hose zu versengen?
Ich kann Dir nichts versprechen, aber genau das ist ja der eigentliche Sinn des Hitzeschutzbandes! Wenn ich meinen Motor richtig heiß gefahren habe, kann ich den Krümmer trotzdem kurz (!) anfassen, ohne mich zu verbrennen. Ohne Hitzschutzband hätte ich sofort großflächige Verbrennungen. Insofern sollte das schon etwas bringen, solange Dein Bein nicht dauerhaft dagegendrückt.
Grüße, ich höre als Gegenargurment immer wieder, das der Krümmer relativ schnell unter dem Band vergammelt. Insofern die Maschine, wie du ja geschrieben hast, nicht permanent dem Regen ausgesetzt ist, sollte das doch eigentlich kein Problem sein? Ich kann mir das zumindest nicht vorstellen.
Das Problem besteht wirklich nur, wenn das Motorrad viel im Freien steht und dort nass wird. Meine Motorräder stehen alle trocken und da gibt es gar keine Probleme. Wenn die beim Fahren nass werden, ist das auch nicht schlimm, das trocknet der heiße Krümmer sofort wieder weg.
Servus, super Seite! Ich habe eine ZRX1100 und überlege Hitzeschutzbänder anzubringen. Hast ja oben ein Foto von deiner “Altherwürdigen”. Was würdest du heute anders machen. Darauf verzichten (Probleme?) oder nur anders anbringen?
Muss ich, nach Bandmontage, es direkt trocken fahren?
Oder kann das quasi auch von selbst ablüften?
Völlig egal. 😉
Ich denke auch, dass das absolut irrelevant ist. Selbst wenn man es nicht trockenfährt ist es ja gut belüftet und sollte zeitnah trocken werden.
Hallo,
das Band staubt bei der Montage und setzt Partikel frei, hört das im Betrieb auf oder hat man es weiterhin Evtl. an den Hosen hängen?
Grüße Markus
Der lose Staub ist nach der ersten langen Fahrt und dem ersten Regen weg. Wenn man dran reibt, löst sich vielleicht wieder ein bisschen, aber ansonsten tut sich da nichts mehr.
Ich habe mir für meine r100r mystic als cafe racer Umbau ne schöne Anlage von hattech gegönnt… jetzt schlägt an einem punkt der hauptständer an. Kann das Band da auch als Schutz vor möglicher kontaktkorrosion helfen? Habe schon einen leichten einbrand im Rohr oder wird es eher schnell durchscheuern? Mfg max
Da würde ich mich lieber um einen vernünftigen Anschlag kümmern. Das Hitzeschutzband wird an der Stelle nicht lange überleben.
Hallo, danke für den tollen Artikel.
Ich muss die Tage meinen Nachrüst-ESD neu dämmen. Glaubst du dass man das innere Siebrohr damit auch wickeln kann? Zusätzlich zur Dämmwolle und statt hitzebeständiger Edelstahlwolle (wie ich es in einem Video gesehen hab).
Gruß Sebastian
Danke für das Lob! Hitzeschutzband IM Auspuff? Ich vermute, dass das zu gasdicht ist und dann die Abgase nicht mehr durchkommen. Damit schnürst Du Dir vermutlich den Motor zu. Möglicherweise mit ernsten Folgen für den Motor. Würde ich nicht machen.
Grüße,
Martin
Danke für die interessanten Ausführungen.
Ich will den Auspuff-Schalldämpfer im Boot umwickeln weil der trockene Auspuff den gesamten Motorraum stark aufheizt.
Der Schalldämpfer hat die Abmesssungen 250 mm Durchmesser und 600 mm Länge.
Gibt es da Bedenken?
Hallo,
habe die Darstellung oben positiv mit Genuss gelesen, wie schon oben von “Wölfchen” gesagt, eine tolle, humorvolle und sehr übersichtlich dargestellte Information mit jedem Detail für geschickte Bastler !
Besten Dank dafür !
Uli Brinkmann
Die Beschreibung hat mir sehr gut gefallen, besonders die Sicherheitshinweise mit dem Wasser und den Handschuhen. Denke das ich das bei meiner XS 400 Yamaha Scrabler Maschine hinbekomme.
Hallo alle zusammen!
ein toller Bericht und Beitrag zu Thema Hitzeschutzband.
Danke für die Arbeit und Mühe die du dir gemacht hast.
Mfg Hans,Saarland.