Seit meinem Wintertreffen im letzten Jahr konnte ich das nächste kaum erwarten. Aber als es dann so weit war, war die Enttäuschung groß: Bei deutlich über 10°C waren meine ganzen Vorbereitungen hinfällig und die Winterstimmung dahin.
Manche mögens heiß
Am 1. Februar stand ich also vor meinem gepackten Gespann und wusste nicht, was ich tun sollte. Ca. 150 Kilometer Landstraße bei 13°C lagen vor mir. Sollte ich wie geplant in voller Wintermontur fahren und mich totschwitzen? Oder kurzfristig umdisponieren, normale Mopedkleidung anziehen und am Ende doch frieren?
Ich habe mich für einen Kompromiss entschieden: Lange Thermounterwäsche, Thermokombi, Stiefelstulpen, Sturmhaube – dafür aber nur normale Handschuhe und den Helm ohne Heizvisier.
Als ich fertig angezogen war und auf dem Motorrad saß, war ich bereits komplett durchgeschwitzt. Als dann noch eine junge Frau in kurzen Hosen an mir vorbeijoggte, kam ich mir echt albern vor. 😉
Aber spätestens auf der Landstraße war ich dann doch froh. Lieber Schwitzen als Frieren. Und außerdem boten die dicken Klamotten einen hervorragenden Schutz vor Wind und Sprühregen. Tiefenentspannt knatterte ich mit dem Gespann mit ca. 80 km/h über Land.
Für die Navigation hatte ich mir erstmals Bluetooth-Kopfhörer ins Ohr gesteckt und ließ mich ziemlich erfolgreich von Google führen. Nur einmal gab es Probleme: Mitten auf einer schnurgeraden Bundesstraße kam plötzlich, wie aus dem Nichts, der Hinweis “Bitte wenden”. Wieso? War ich irgendwo falsch abgebogen? Naja, wende ich halt. An der nächsten Kreuzung ging es dann runter von der Bundesstraße, auf eine kleine Seitenstraße, dann auf einen Feldweg und in einem langen Bogen wieder zurück auf genau die gleiche Bundesstraße. 🙂 Gut, dass wir das geklärt haben.
Nach ca. 2,5 Stunden kam ich kuschelig warm in der Nähe von Murrhardt mitten im Wald an.
Wintertreffen ohne Winter
Tja, mit einem Wintertreffen hatte das natürlich nicht viel zu tun. Die Temperaturen lagen knapp über 10°C und statt Schnee gabs Matsch. Zum Glück blieb der vorhergesagte Dauerregen aus, erst gegen Abend regnete es sich langsam ein und der Wind frischte auf. Schmuddelwetter, aber es hätte schlimmer sein können.
Was macht man auf so einem Wintertreffen? Nach der Begrüßungsrunde einmal kurz alle Mopeds angucken und dann Quatschen und Essen. Immer im Wechsel. “Wie wird das Wetter heute noch?” – Kuchen – “Was hast Du zur Zeit für Bastelprojekte?” – Torte – “Wie geht es der Familie?” – Würstchen vom Grill – “Gott und die Welt?” – Maultaschen … wie bei Muttern an Weihnachten. 😉
Nebenbei wird natürlich getrunken. Aus Angst, nachts allzu oft aus dem Schlafsack kriechen zu müssen, habe ich mich aber beim Bier etwas zurückgehalten.
Ich weiß nicht, woran es lag: Am hohen Altersdurchschnitt (der Anlass des Treffens war der 60. Geburtstag des Organisators – nochmal alles Gute, Achim!), am Dauerregen oder einfach an mir, aber schon um 21 Uhr lichteten sich die Reihen deutlich und wenig später lag ich im Zelt. Ich werde alt.
Die Nacht war okay. Mir war richtig schön warm und ich musste nur zweimal raus. Dafür hat mich der Sturm lange wachgehalten und ich habe mir in den buntesten Farben ausgemalt, wie ein Baum umknickt und mich unter sich begräbt. Irgendwann nach Mitternacht habe ich mir Ohrstöpsel reingesteckt und konnte endlich schlafen.
Die Rückfahrt
Am nächsten Morgen hieß es: Früh raus und nicht bummeln! Denn es war heftiger Dauerregen angesagt. Im Regen Abbauen, Packen und Losfahren macht echt keinen Spaß. Deshalb wurde zügig und wortkarg gepackt und auch die Verabschiedung erfolgte herzlich aber im Telegrammstil.
Kurz vor Neun saß ich wieder dick eingepackt auf dem Gespann und war unterwegs Richtung Heimat. Leere Straßen, tiefhängende Wolken und der Nieselregen ging langsam in Dauerregen über. Also perfektes Reisewetter! Ich habe mir gute Musik angemacht und bin ganz gemütlich nach Norden getuckert. Die MZ lief wie eine Nähmaschine, die Thermokombi hielt mich warm und trocken und dank Lenkerstulpen und Stiefelüberziehern hatte ich sogar die ganze Fahrt über warme Hände und Füße. Knapp 2,5 Stunden dauerte die Heimreise. Von mir aus hätte sie auch länger dauern dürfen.
Fazit
Ich finde es bedenklich, dass wir keinen richtigen Winter mehr haben. Der Klimawandel ist keine Theorie mehr, sondern erlebte Praxis. Und wenn der Trend anhält, wovon wir ausgehen müssen, wird es immer schlimmer.
Ich will gar nicht leugnen, dass es auch seine guten Seiten hat, wenn man zu einem Wintertreffen fahren kann, ohne zu erfrieren. Aber mit Winter hat das nichts zu tun.
Das Treffen selbst war trotzdem schön und hat mir viel Spaß gemacht. Es war nicht spektakulär, aber ein guter Start in ein hoffentlich fantastisches Motorradjahr 2020. 😉
Ja, so ist das mit dem Wintertreffen. Mal hast du Schnee und mal Regen. Ich find letzteres echt nervig. Bis jetzt war ich nur auf der Augustusburg und da gab es auch schon alles, sogar 13°C und Sonnenschein. Aber im Sommer hatte ich auch schon “eiskalte” 7°C und Dauerregen. das war auch ätzend. Ich finde das Treffen von Achim toll. Dort auf euch allein gestellt, kein Publikumsverkehr, kein Gepose, nur eben Leute die zu allen Jahreszeiten mal fahren wollen. Weiter so und bleibt gesund. Die Tonne666.