Ich hatte schon seit Jahren den Wunsch, an einem Distinguished Gentleman´s Ride teilzunehmen. Aber irgendwie kam immer was dazwischen oder das Wetter hat nicht gepasst oder der Weg nach Frankfurt oder Nürnberg war mir zu weit oder oder oder. Dieses Jahr gab es aber den ersten DGR in Würzburg und da gab es einfach keine Ausreden mehr.
Was ist der Distinguished Gentleman´s Ride?
Der DGR ist eine Art Motorradtreffen, das seit 2012 immer im September stattfindet und als gemeinnützige Veranstaltung Aufmerksamkeit für den Kampf gegen die “Männerleiden” Prostatakrebs und Suizid erregen und Spenden sammeln soll. Auch wenn der Name anderes suggeriert, sind natürlich auch Frauen sehr willkommen.
Das ist aber nicht alles. Es gibt nämlich mehr oder weniger strenge Regeln. Prinzipiell sind nur “klassische” Motorräder erlaubt, wobei der Begriff sehr weit ausgelegt wird. Oldtimer, Gespanne oder klassische Rennmaschinen stehen natürlich im Mittelpunkt, aber auch alte Roller oder gelungene Umbauten modernerer Maschine sind gerngesehen. Und auch die momentan so beliebten “Retrobikes” werden nicht davongejagt. Dazu soll natürlich auch die Aufmachung der Fahrer passen. Der Dresscode schreibt also betont “feine” Kleidung vor.
Ich fand die Veranstaltung genau deshalb gleichermaßen faszinierend und abschreckend. Ich hatte die große Befürchtung, dass es in einem Schaulaufen reicher, alter Männer endet, die ihre Passion für viel zu teure Motorräder und viel zu teure Klamotten mit stolzgeschwellter Brust zur Schau stellen und dabei gar nicht merken, wie affig das auf Menschen wirkt, die wenigstens noch mit einem Bein in der Realität stehen.
Wo bin ich hier nur gelandet?
Und was soll ich sagen? Genau das war es! 🙂 Bei einem Großteil der Teilnehmer war das Ego mindests so gut gefüllt wie der Geldbeutel, es ging weniger um das Sehen als um das Gesehen werden und manchem ist offensichtlich jedes Schamgefühl auf der Anfahrt vom Soziussitz gefallen. Himmel, wie kann man nur so rumlaufen?!
ABER: Trotzdem fand ich es eine ganz tolle Veranstaltung und will auf jeden Fall nächstes Jahr wieder mitmachen. Es waren nämlich nicht nur erstaunlich viele Teilnehmer da (knapp 70 müssten es gewesen sein), sondern auch entsprechend viele fantastische Motorräder. Und zwar quer durch alle Gattungen. Wo trifft man schon mal auf einem Haufen ein dreirädriges Servicar von Harley Davidson, ein altes Uralgespann, eine Diesel-Enfield, eine Horde italienischer Roller, einen ostdeutschen Zweitakter, noch eine Diesel-Enfield, mehrere wunderschön umgebaute Japaner aus den 70ern und 80ern, eine Moto Morini, dazu die üblichen Engländer und Bayern, ein Guzzigespann mit Duna-Beiwagen, eine uralte Harley … ? Allein mit dem Betrachten der Motorräder hätte ich Stunden zubringen können.
Aber dann durfte ich die alle auch noch in Aktion erleben! Die gemeinsame Fahrt durch die Stadt war der Knüller: Ein einziges Knattern, Röhren, Bollern, Qualmen und Stinken. Herrlich! Dafür ertrage ich dann auch den Anblick eines tätowierten Mannes in leuchtend gelben Strumpfhosen und Knickerbockern. 😉
Leider musste ich mich aufgrund eines wichtigen Termins nach der Hälfte der Ausfahrt verabschieden und habe deshalb auch die Abschlussveranstaltung verpasst. Schade. Aber beim nächsten Mal!
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte
Ich habe natürlich fleißig mit meinem Handy fotografiert, das Ergebnis war aber eher mittelmäßig. Deshalb bin ich froh, dass mir der Fotograf Thomas Bätz erlaubt hat, seine Fotos hier zu veröffentlichen. Danke!