Nachdem ich mein Fahrradprojekt “Radracer” Anfang der Woche provisorisch lackiert habe, habe ich mich heute dem Lenker gewidmet. Wie schon geschrieben, wollte ich den Lenker in Leder einnähen. Erstens, weil ich es immer spannend finde, neue Techniken und Materialien auszuprobieren. Zweitens weil normale Griffgummis an diesem Monsterlenker (1,2 m Länge!) albern gewirkt hätten. Drittens, weil ich hoffte, mit einem handwerklich schön gemachten Lenker die Blicke vom liederlich zusammengebratenen Rahmen ablenken zu können. 🙂
Die Idee für den eingenähten Lenker habe ich hier gefunden. Im Prinzip habe ich mich an diese Anleitung gehalten, nur in ein paar Details habe ich des Verfahren etwas vereinfacht / verbessert.
Material und Werkzeug
- Leder
- Cuttermesser, Schneidlineal und Schneidunterlage
- gewachstes Ledergarn
- zwei Ledernadeln
- ggf. eine Nähmaschine
- eine Schüssel warmes Wasser
Das Leder
Als Material habe ich kräftig genarbtes, schwarzes Rindsleder gewählt (passend zum Federsattel). Materialstärke ca. 1,5mm. (Vielen Dank an Spitz aus dem MZ-Forum)
Da es ein zölliger Lenker ist, brauchte ich Lederstreifen mit knapp 8 cm Breite. (2,54 cm Durchmesser mal 3,1415 ergibt 7,98 cm Umfang) Der untere Griffteil des Lenkers ist knapp 30 cm lang, also habe ich zwei Streifen mit 8 x 33 cm zugeschnitten. Das soll mit einem rollenden Pizzamesser angeblich am besten gehen. Bei mir hat es aber auch problemlos mit dem Cuttermesser funktioniert. Man muss nur aufpassen, dass man das Lineal fest draufdrückt, damit sich das Leder beim Schneiden nicht verzieht.
Vorlochen
Laut der o.g. Anleitung sollte man nun mit Körner und Hammer entlang der langen Seiten mit 5 mm Abstand zum Rand alle 5 mm ein Loch reinschlagen. Das wären bei mir über 250 Löcher geworden. Und das wollte ich meinen Nachbarn zu später Stunde nicht antun. Deshalb habe ich kurzerhand die Nähmaschine aus dem Keller geholt, Garn raus, Ledernadel rein, gerader Stich, 4 mm Stichlänge (mehr geht nicht), 4 mm Abstand zum Rand – und los. 2 Minuten später war die Sache erledigt. 🙂
Das Leder nähen
Danach muss das Leder in warmes Wasser eingelegt werden. Dadurch dehnt es sich leicht aus und passt sich besser der Kontur an. Beim Trocknen zieht es sich wieder zusammen und sitzt dann straff am Lenker. Ein paar Minuten im Wasserbad reichen, danach nur kurz abschütteln und nicht auswringen.
Jetzt das Leder um den Griff legen, am Ende ca. 2 cm überstehen lassen und von der Griffmitte zum Griffende zusammennähen. Und zwar mit zwei Nadeln gleichzeitig immer über Kreuz durch die vorgestochenen Löcher. Sicher geht das auch anders, aber so fand ich es am einfachsten und schönsten.
Es muss nicht bis zum Ende des Leders genäht werden, ein paar Stiche über das Ende des Lenkers hinaus reichen. Dann die Garn-Enden verknoten und das überstehende Lederstück in den Griff stopfen.
É violá – fertig ist der selbstgenähte Ledergriff.
Die Naht ist übrigens auf der Griffunterseite. Montiert sieht das dann so aus:
Super Arbeit – gefällt mir sehr gut!
Bin gespannt wie es mit deinem Radracer weiter geht 🙂