Das Bordwerkzeug ist eine seltsame Sache. Man fährt es jahrelang mit sich rum und bekommt es doch nur selten zu Gesicht. Und wenn man es dann mal braucht, findet man die verrücktesten Sachen – nur nicht das, was man gerade benötigt. Ich habe mal nachgeschaut, was da so alles in meinen Motorrädern rumfliegt.
“Sapiens omnia sua secum portat.”
Das hat schon der olle Bias von Priene gewusst. Zu deutsch: Der Weise schleppt sein gesamtes Hab und Gut mit sich rum. Wenn ich mir das Folgende so anschaue, bin ich von der Weisheit nicht mehr weit entfernt.
Wer viel Platz hat, nimmt viel mit
Den ganzen Kram hier habe ich gerade im Kofferraum, den beiden Packtaschen, unter der Sitzbank, dem Beiwagensitz und in den Staufächern meines Gespanns gefunden.
- Ein Sortiment Schrauben und Muttern in den gängigen Größen sowie ein paar Kabelbinder
- Ein Set Kabel, Kabelschuhe, Quetschverbinder und Schrumpfschläuche
- 2 Kettenschlösser und 2 kurze Kettenstücke
- einen Haufen Spanngurte, Expander und 1 Gepäcknetz
- 10 Liter Sprit 1:50
- 1 Verbandspäckchen
- 2 Rettungsdecken
- 1 Warnweste
- 1 Warndreieck (aus Stoff zum Über-den-Helm-Ziehen)
- 1 Reifenflickzeug
- 1 Luftpumpe
- 1 Reserveschlauch
- 1 Klappspaten (NVA)
- 1 wasserfest verpackte Kopie der Fahrzeugpapiere
- 1 Kugelschreiber
- 1 LED-Leuchte
- 1 Feuerzeug
- 1 Taschenmesser
- 2 Saitenschneider
- 1 Kombizange
- 6 Schraubendreher in verschiedenen Größen (Wozu?!?!?)
- diverse Gabel- und Ringschlüssel
- Ersatz-Leuchtmittel
- 2 Reifenmontierhebel
- 1 Hakenschlüssel
- Ersatz-Sicherungen
- 2 Zündkerzen
- 1 Engländer (verstellbarer Schraubenschlüssel)
- 1 Zündkerzenschlüssel
- 1 Set Inbusschlüssel
- noch mehr Kabelbinder
- 1 kompletter Ratschenkasten
- 1 Stück aufgeschnittener Gummischlauch als Vibrationsschutz
- 1 Regenkombi
- 0,5 Liter Zweitaktöl
- 1 Messbecher (250 ml) + Öllappen
- 1 Sprühöl
- 3 “Not-Bier” im Bierdosenhalter
- noch mal 0,5 Liter Zweitaktöl für den Notfall
- 2 Müllsäcke (für trockene Füße)
- 1 aufgeschnittener Müllsack als Abdeckplane für den Notfall
Tja, was soll ich sagen. Das Meiste ist durchaus sinnvoll. Natürlich kann man fragen, ob man wirklich einen Klappspaten im Beiwagen braucht. Aber spätestens auf einem total verregneten Motorradtreffen ist man froh, dass man damit Abflussrinnen um’s Zeit ziehen kann – während die anderen in ihren Zelten reihenweise absaufen. Diskutieren könnte man auch über Reifenflickzeug, Reserveschlauch und Luftpumpe. Sollte ich wirklich mal ‘nen Platten haben, werde ich garantiert nicht anfangen, am Straßenrand den Reifen zu wechseln. Da rufe ich den ADAC und lass mich in die nächste Werkstatt schleppen. Aber immerhin könnte ich, wenn ich wollte/müsste.
Einen Aspekt darf man dabei auch nicht vergessen werden: Herdenschutz. Das ist wie beim Impfen. Auf MZ-Treffen kann man das regelmäßig beobachten: Es kann nicht jeder alles dabei haben. Muss er aber auch nicht, denn irgend ein anderer hat garantiert das Teil dabei, das er gerade braucht. Das System funktioniert natürlich nur, wenn man sich nicht auf die anderen verlässt, sondern auch selbst mitmacht. Falls also mal jemand einen Reserveschlauch benötigt, helfe ich ihm gerne weiter.
Jetzt zu meinen anderen Zweirädern.
Wer wenig Platz hat, …
… nimmt nichts mit. So sieht das Bordwerkzeug meines Racers aus. 😉
Tja, wo kein Stauraum ist, kann man auch nichts einpacken. Bei meiner Katana sieht’s übrigens genau so aus. Beim Kauf war nichts dabei und ich hatte noch keinen Grund, das zu ändern.
Bordwerkzeug mit Seltenheitswert
Beim Kauf meiner Bandit war ich von einer Sache wirklich begeistert – vom Bordwerkzeug. Original, komplett und augenscheinlich noch nie richtig benutzt.
Wenn man bedenkt, durch wie viele Hände das Moped schon gegangen ist, grenzt das fast an ein Wunder. Zusätzlich zum Werkzeug habe ich noch eine Warnweste, ein Verbandsset und Kopien der Fahrzeugpapiere unter der Sitzbank liegen. Kann nicht schaden.
Zeitgenössisch schrauben
Auch ein Fahrrad kann eine Panne haben. Darum hat auch mein Radracer Bordwerkzeug in der Satteltasche. Ein paar Knochen, Kombischraubenschlüssel und ein Reifenflickset aus den 60ern – stilecht eingeschlagen in ein nach Mottenkugeln stinkendes Stück Stoff. Sehr dekorativ. 🙂
Und wie schaut es bei Euch so unter der Sitzbank aus?
Anlass für diesen Beitrag war übrigens eine interessante Diskussion im MZ-Forum zu der Frage, was der durchschnittliche MZ-Fahrer als Grundausstattung dabei hat, wenn er eine größere Tour macht.