Mein Gespann hat mich in letzter Zeit zum Wahnsinn getrieben, obwohl es eigentlich tadellos lief. Da sieht man mal, wie weit gefühlte Wahrheit und messbare Realität auseinanderliegen. Beim Katana-Umbau sind die Probleme hingegen sehr genau messbar und definitiv vorhanden. Ohje.
Das MZ-Gespann – von tadellosen Auspüffen, lügenden Tachos und abgefahrenen Reifen
Eine goldene Schrauberregel lautet: Wenn Du ein Problem beheben will, tausche immer nur ein Teil auf einmal. Nur so kannst Du hinterher mit Sicherheit sagen, welches Teil schuld war und welches nicht.
Diese Regel gilt offensichtlich auch, wenn man gar kein Problem hat und die Teile eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Kürzlich habe ich nämlich den durchgerosteten Originalauspuff meines Gespanns gegen einen neuen Nachbauauspuff getauscht und bei der Gelegenheit auch den Tacho durch einen anderen gebrauchten ersetzt.
Das Ergebnis war, dass ich von der Leistung des Auspuffs maßlos enttäuscht war. In der Drehzahlmitte meinte ich zwar einen minimalen Leistungszuwachs zu verspüren, “obenrum” fehlten aber satte 10 km/h bei der Höchstgeschwindigkeit. Mit anderen Worten: Statt wie vorher gute 90 fuhr sie plötzlich nur noch 80 auf der Landstraße. Nicht schön.
Aber dann kamen mir doch Zweifel, ob es wirklich nur am Auspuff liegt. Ich habe deshalb einen kleinen Fahrradtacho montiert, um die Angaben des Analogtachos überprüfen zu können. Auf das, was ein Fahrradtacho anzeigt, kann man sich nämlich wirklich verlassen. Vorausgesetzt, der Radumfang wurde korrekt eingestellt. Wenn man den ganz klassisch mit einer Schnur misst, ist die Fehleranfälligkeit am kleinsten und einer korrekten Messung steht nichts im Wege.
Da das Beiwagenrad am geringsten belastet ist und dort normalerweise auch der geringste Verschleiß auftritt, habe ich den Tachosignalgeber dort angebracht. Der Tacho selbst sitzt vorne am Beiwagenrahmen – da stört er (auch optisch) nicht und ich habe ihn trotzdem gut im Blick.
Übrigens: Einen Fahrradtacho kann man ganz legal am Motorrad verwenden, per Einzelabnahme auch als vollständigen Ersatz für den originalen. Voraussetzung ist in dem Fall, dass er in der Lage ist, die eingetragene Maximalgeschwindigkeit anzuzeigen, und beleuchtet ist. Von Sigma gibt es z.B. welche, die bis 399 anzeigen und für die sich eine dauerhafte Beleuchtung nachrüsten lässt.
Mein Tacho hier geht nur bis 98 km/h, was minimal unter der realistischen Höchstgeschwindigkeit liegt. Für meine Zwecke reicht das völlig.
So, genug geredet, Zeit für die erste Probefahrt! Und siehe da: Mein aktueller Tacho zeigt bei Stadtgeschwindigkeit korrekt an, aber oberhalb von 50 geht er bis zu 10 km/h nach! Ich habe deshalb meinen alten Tacho aus dem Lager geholt, zerlegt, die fehlende Schraube eingesetzt, ihn neu abgedichtet und wieder montiert.
Die Probefahrt mit dem alten Tacho ergab: Auch dieser Tacho zeigt im direkten Vergleich mit dem Fahrradtacho nicht korrekt an, aber genau umgekehrt: Im oberen Bereich geht er knapp 5 km/h vor!
Damit war klar, dass es an dem Nachbauauspuff gar nichts auszusetzen gab. Ich habe mich nur von den falsch anzeigenden Tachos verrückt machen lassen. 🙁
Ach ja, einen neuen Hinterreifen hat das Gespann auch bekommen. Der alte fuhr und bremste zwar noch passabel, hätte mir bei einer Kontrolle aber sicher einen Punkt und 60 Euro Bußgeld eingebracht. Nun ist wieder alles im grünen Bereich.
Die Bandit – Telegabel und Bremsen
Bei der Bandit war der rechte Gabelholm massiv undicht und die Bremse deshalb komplett verölt. Ich hatte ein bisschen Bammel vor der Aktion, aber mithilfe des Schrauberhandbuchs und ein bisschen “russischem” Improvisationstalent klappte es am Ende ganz gut.
Die Holme waren relativ zügig ausgebaut. Nur das Zerlegen und wieder Zusammenbauen stellte sich als schwierig heraus. Laut Handbuch lässt sich die Schraube unten im Tauchrohr, die den Holm zusammenhält, ganz einfach lösen, wenn man den Holm etwas zusammendrückt. Ging aber nicht, weil sich das Innenleben einfach mitdrehte. Als Notlösung stand drin, man solle einen Besenstiel von oben reindrücken. Auch das ging nicht. Am Ende habe ich ein Alurohr mit Gummi umwickelt und mit einem Spanngurt richtig fest hineindrückt. Das ging.
Der Einbau der neuen Simmerringe funktionierte dann problemlos und auch der Einbau der Gabelholme. Blieb das Problem mit der verölten Bremse auf der rechten Seite. Verölt war gar kein Ausdruck, die war richtig triefnass. Ich habe sie mit Bremsenreiniger komplett gereinigt und die Bremsbeläge nach gründlicher Reinigung testweise wieder eingebaut. Hätte ja sein können, dass sie nicht viel abbekommen haben. Aber die Bremswirkung war danach nicht wie sie sein sollte, also habe ich auch hier Nägel mit Köpfen gemacht: Alle 4 Beläge neu.
Ein bisschen Sorgen bereitet mir noch, dass die Bremse rechts sehr ungleich abgefahren war. Eigentlich ist das ein Zeichen dafür, dass die Bremskolben schwergängig oder fest sind. Sie ließen sich aber alle relativ leicht von Hand reindrücken. Ich werde das im Auge behalten. Im schlimmsten Fall steht eine Überholung der Bremssättel an. Das hatte ich schon länger nicht mehr. 😉
Fazit: Alles halb so wild, wenn man weiß, wie es geht. Und auch nach mehreren Wochen und Fahrten ist noch alles dicht und funktioniert. So soll es sein.
Die Katana will nicht so recht
Optisch läuft es ganz gut: Die Katana hat jetzt endlich eine fest installierte Sitzbank. Es fehlt nur noch eine schöne Blende für den Übergang zwischen Tank und Sitz.
Den vorderen Kotflügel musste ich nebenbei noch mal überarbeiten, denn die Befestigungsmuttern haben mir eine tiefe Furche in den Reifen gezogen. Ich habe die Halter deshalb neu angefertigt, diesmal ca. 1,5 cm länger. Jetzt passt alles.
Aber all das ändert nichts an dem Problem, dass die Kleine einfach nicht schnell fahren will. Sie springt sofort an und dank des frisch gereinigten Vergasers läuft sich auch schon nach wenigen Sekunden ohne Choke, ganz ruhig und sauber. Sie dreht im Stand auch bereitwillig hoch. 11.000 Umdrehungen und mehr. Aber beim Fahren schafft sie nicht mehr als 60 km/h, egal in welchem Gang. Wenn ich dann den Choke reinmache, kommt noch ein kleiner Schub bis auf ca. 80 Sachen, aber das war’s. Dabei müsste sie mit ihren 41 PS für knappe 160 gut sein.
Gut möglich, dass die offenen Vergaser und die geänderte Auspuffanlage daran Mitschuld haben, aber sicher nicht allein. Ich vermute, dass einfach nicht genug Sprit in den Schwimmerkammern ankommt. Ich werde wohl noch mal den Durchfluss messen und die Filter und die Schlauchverlegung prüfen.
Na wird schon werden.
Das ETS-Gespann wird langsam
Bei meinem zweiten MZ-Gespann geht es tüchtig voran. Da werde ich bei Gelegenheit im Detail berichten. Auf jeden Fall schon mal ein herzliches Dankeschön an Jürgen, der mir bei den kniffeligen Aufgaben sehr geholfen und die ganz große Flex für mich geschwungen hat!
Ich habe kürzlich auf der Suche nach Leistungsmangel bei der 250er ETZ den einen Nachbau – Auspuff gegen einen anderen Nachbau – Auspuff ( jaaa teurer und mit richtigem Gegenkonus) ersetzt und 20 km/h gewonnen. Wo ich sonst aufm Weg zur Arbeit 90 drauf hatte, schafft sie jetzt 110. Voll gut 😀
Das kenne ich auch so ähnlich! In meinem Racer werkelt ein ETZ-Motor. Anfangs hatte ich da einen billiger Nachbau-Auspuff von der ETZ251 dran. Lief nicht schlecht, klang aber sehr billig. Der teurere 251er-Auspuff von GüSi brachte dann nicht nur satteren Klang, sondern noch mal knapp 10 km/h obendrauf. Einwandfrei!