…außer noch mehr Reichweite. Und genau daran hat es dem Ratracer bislang gemangelt. So groß wie er aussieht, ist der Bol D’Or-Tank nicht. Gerademal 16 Liter fasst er und ermöglicht damit ca. 250 flotte Kilometer. Bei längeren Touren ist also Tanken angesagt. Aber wohin mit der Zweitaktölflasche? Am Motorrad ist kein Platz und ein Rucksack nervt auf dem Racer mehr als auf jedem anderen Moped.
Also habe ich beschlossen, dass ich eine Möglichkeit brauche, eine kleine Ölflasche direkt am Motorrad unterzubringen. Die Flasche selbst war schnell gefunden: Komplett aus Alu, superdünn und superleicht, 200 ml Fassungsvermögen.
Da muss ich nicht viel rechnen: 10 Liter Benzin + 200 ml Öl = ca. 150 km Fahrspaß. Das reicht zwar nicht für eine Weltreise, ermöglicht aber entspannte Touren im Spessart oder Steigerwald. Das gute Stück gibt’s bei eBay für knapp 10 Euro.
Und wie befestige ich das am Motorrad? Es soll bombenfest sitzen, trotzdem leicht zu lösen sein und idealerweise noch gut aussehen. Mit Gummibändern unter den Tank schnallen? Mit Lederriemchen an die Gabelbrücke? Mit Klemmschellen am Rahmen?
Zufällig bin ich bei eBay über einen sogenannten Trussaufnehmer mit Schnellverschluss gestolpert. Damit befestigt man eigentlich Lampen oder anderes mit einem Gewicht von bis zu 100kg an Traversen, z.B. bei Bühnenkonstruktionen. Kostet mit Versand etwas über 10 Euro.
Auf dem Foto sieht das Teil nicht sehr groß aus, ist es aber:
Trotzdem ist es relativ leicht, da es fast komplett aus Aluminium besteht. Und die Flasche hält dank des einstellbaren Schnellverschlusses perfekt.
Ich wollte das Ganze unter der Sitzbank im Rahmendreieck befestigen, da es dort relativ gut vor Dreck und Vibrationen geschützt ist, einem nicht direkt ins Auge springt aber trotzdem leicht zugänglich ist. Um keine zusätzlichen Gewinde bohren oder anschweißen zu müssen, habe ich die Sitzbankbefestigung umfunktioniert.
Bislang ging das so: Die Schraube kommt durch das Befestigungsloch am Tank, durch eine Rahmenstrebe, durch die Sitzbank und dann kommt unten einfach eine Flügelmutter mit Scheibe dagegen (die man gerne mal verliert).
Das Prinzip habe ich jetzt umgedreht. Die bisherige Schraube wird durch eine Mutter ersetzt.
Sterngriff absägen (sonst wird er zu lang), …
… Mutter mittels Schraube positionieren, …
… festschweißen und verschleifen. Fertig.
Jetzt muss nur noch die Schraube vom Flaschenhalter von unter durch die Löcher gesteckt und von oben mit der Sterngriffmutter verschraubt werden.
Hält bombig und sieht gut aus. Zum Rausnehmen muss ich nur die Sterngriffmutter leicht lösen und kann dann den Schnellspanner öffnen.
Natürlich muss man abwarten, wie gut die dünnen Flaschenwände mit den Vibrationen klar kommen. Hoffentlich vibriert da nichts durch (und verteilt sich dann auf meinem Hinterrad). Ggf. könnte man die Flasche dann in ein dünnwandiges Rohr stecken. Mal sehen.
Außerdem muss ich mir noch was überlegen, was ich auf den Flaschenboden kleben kann. Ein Warnsymbol “Feuergefährlich”? Ein grüner 1UP-Pilz? Ein Lachgas-Symbol? Oder nur ein “1:50”?
Nachtrag 03.04.2015:
Tja, ein kurzes Vergnügen. Bin heute meine erste Spessarttour in diesem Jahr gefahren und habe dabei auch Gebrauch von der Ölflasche gemacht. Nach dem Tanken ist passiert, was ich befürchtet hatte: Ich habe das Gewinde trotz größter Vorsicht überdreht. Ich habe die Flasche deshalb sicherheitshalber nach hinten gedreht. Beim Fahren hat sich dann der Deckel leicht aufvibriert und ist dann vom Schutzblech zerdengelt worden.
Zum Glück war nicht mehr viel Öl drin, denn der Rest hat sich über Kotflügel und Schwinge verteilt.
Ich habe gerade nach anderen Flaschen mit 50 mm Durchmesser gesucht. Es gibt relativ viele Laborflaschen aus Kunststoff mit 250 ml Inhalt und 50 mm Durchmesser. Die sind lösemittelbeständig und haben teilweise sogar eine Skala, insofern für meine Zwecke optimal. Obendrein noch sehr billig. Aber halt leider auch hässlich: Typische Laborflaschen aus matt weißem Plastik. Ich denke, ich werde die mal testen. Evtl. kann man die schwarz lackieren oder bekleben, damit sie nicht ganz so hässlich sind.
Nachtrag 09.04.2015:
Heute kamen die Laborflaschen. Echt praktisch, leicht, flexibel und dicht. Ich habe mal testweise eine schwarz und eine rot angesprüht und dabei die Skala ausgespart, damit man das Öl durchsehen kann.
Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, weiß ich noch nicht. Die Flasche ist sehr flexibel und rutscht deshalb leicht in der Klemme hin und her. Ich musste die Klemme deshalb relativ fest anziehen, wodurch sich die Flasche leicht verformt hat und natürlich auch unter Druck steht. Gut möglich, dass das auf Dauer zu Undichtigkeiten oder sogar Rissen führen könnte. Außerdem ist durch das Verformen direkt etwas vom Lack abgeplatzt. 🙁
Ich habe jetzt testweise die schwarze befüllt (die rote war mir doch zu auffällig) und habe sie montiert. Das Experiment geht also weiter.
Grandios!!!