Von Tanks, vom Scheitern und vom Nicht-Aufgeben-Wollen

Ich habe mich mal wieder mit den Tanks meines Racers befasst. Und bin mal wieder gescheitert. Aber ich gebe nicht auf. Noch nicht.

Um diese Geschichte zu erzählen, müssen wir 12 Jahre zurückspringen ins Jahr 2012. Zum Beginn meines Caféracer-Umbaus und zur Erkenntnis, dass der originale Tank dafür weichen muss. Ich hatte deshalb auf gut Glück verschiedene “klassische” Japaner-Tanks ersteigert und einer erwies sich als fast perfekt: Der Tank einer 900er Honda Bol d’Or. Schön lang, schön flach, mit einem riesigen Tunnel darunter zum Verstecken der Elektrik. Der soll es werden!

Die allererste Anprobe des Honda-Tanks. Sieht nicht soooo schlecht aus.


Tank 1 – Erster Versuch

Leider gab es gleich mehrere Probleme mit diesem Tank, allgemeine und spezielle: Allgemein haben alle “Bolle”-Tanks hinten an der Unterkante eine Ecke, an der bei der Honda eine Verkleidung ansetzt. Ich wollte aber keine Verkleidung, also auch keine Ecke. Außerdem sind die Tankaufnahmen vorne zu breit und rutschen deshalb über die Gummipuffer am MZ-Rahmen. Ein spezielles Problem dieses Tanks hier war außerdem, dass er sowohl vorne rechts als auch obendrauf fette Dellen hatte. Außerdem fehlten der Tankdeckelbügel und der Benzinhahn.

Die Lösungen sahen so aus: Ich habe von einem angeblichen “Blechgott” die hinteren Ecken entfernen lassen. Stattdessen wurde die Unterkante gerade bis nach hinten durchgeführt und (angeblich) alles sauber verzinnt. Bei der Gelegenheit wurde auch gleich der Tankstutzen, der mittig auf dem Tank saß, entfernt und zugeschweißt. Stattdessen wurde ein kleiner 40mm-Tankstutzen auf der rechten Seite eingeschweißt.

Die Aufnahmen vorne wurden entfernt und durch breitere ersetzt und zum Schluss zwei kleine Bügel vorne und hinten angeschweißt. Dort sollte ein Lederriemen angebracht werden, der allerdings nur Deko und ohne echte Funktion war.

Das alles hat lange gedauert und war (für mein damaliges Budget) ziemlich teuer. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen und “für alle Zeiten Ruhe zu haben”, habe ich dem Tank auch noch eine professionelle Versiegelung gegönnt.

Ach ja, der fehlende Benzinhahn: Honda hat hier einen Hahn mit relativ großem und seltenen Innengewinde, der damals deutlich über 50 Euro gekostet hat. Das war mir zu teuer, also habe ich in den Benzinhahnstutzen innen ein Gewinde geschnitten und einen Jikov-Benzinhahn (von einer Jawa) mit Außengewinde hineingedreht. Man muss sich nur zu helfen wissen.

Danach ging es an die Dellen und die Ränder der Schweißstellen. Da mein Versuch mit dem Verzinnen nicht geklappt hat, habe ich tagelang gebeizt, geschliffen, gespachtelt, geschliffen, grundiert, geschliffen usw.

Zum Schluss habe ich ihn mit braunem Lack aus der Spraydose lackiert. Das Ergebnis war – zumindest für mich – wunderschön.

Ein sehr früher Zustand des Motorrades, mittlerweile hat sich einiges geändert.

Also ein Happy End?

Leider nein. Schon nach kurzer Zeit zeigten sich an der linken Ecke hinten Blasen im Lack. Der “Blechgott” hatte nicht sauber gearbeitet und den Tank obendrein keinem Drucktest unterzogen, nun war er also undicht.


Tank 1 – Zweiter Versuch

Eine Reklamation war nicht möglich, weil ich ihn gar nicht persönlich kannte, der Kontakt damals über mehrere Ecken lief und einige dieses Ecken mittlerweile nicht mehr erreichbar waren. Dazu kam, dass eine Nachbesserung wegen der eingebrachten Versiegelung gar nicht möglich war. Würde man an einem versiegelten Tank Löten oder Schweißen, würde dort die Versiegelung verbrennen, sich ablösen, bröckenweise im Vergaser landen, möglicherweise unterrosten, vielleicht sogar eine saubere Schweißnaht/Lötstelle verhindern.

Hier die freigelegte Schadstelle:

Die Versiegelung entfernen zu lassen, wäre sehr aufwändig und damit sehr teuer gewesen und möglicherweise nicht von Erfolg gekrönt. In meiner Verzweiflung habe ich deshalb mit dem Versiegeler besprochen, dass wir versuchen, den Tank mit noch mehr Versiegelung dicht zu bekommen. Er wurde innen quasi nochmal versiegelt und außen wurde auch etwas aufgebracht.

Danach durfte ich wieder viel Schleifen, Spachteln, Schleifen, Grundieren, Schleifen und Lackieren. Wie ich das hasse. Aber nach mehreren Tagen war er dann fertig und sah wieder so schön aus wie zuvor.

An diesem Punkt kam zum Unglück auch noch Pech dazu. 🙁

Ich hatte den befüllten Tank auf einen Stapel Decken gelegt. Leider wurde die Benzinhahndichtung undicht, die Decken sogen sich mit Sprit voll und weichten den frisch lackierten Tank eine Nacht lang ein. Am nächsten Morgen sah der Tank so aus:

Man kann sich bestimmt vorstellen, wie es mir bei diesem Anblick ging. Aber ich habe die Zähne zusammengebissen und den frischen Lack mit Aceton abgewaschen, alles abgeschliffen und erneut verspachtelt.

Eigentlich wollte ich ihn schnell wieder fertigmachen. Aber dann kam immer was dazwischen, ich hab ihn ins Regal gelegt und dort lag er nun volle 10 Jahre lang.


Tank 2 – Erster Versuch

Das lag vor allem daran, dass ich mir zwischenzeitlich einen Ersatztank besorgt hatte. Wieder einen Bol d’Or-Tank, wieder einen mit großer Beule an der Seite, dafür aber mit originalem Tankdeckel und Benzinhahn.

Da ich die Nase voll hatte von all den Basteleien und Lackierarbeiten und der Tank eigentlich nur als Übergangslösung gedacht war, habe ich hier den einfacheren Weg gewählt: Ich habe ihn gelassen, wie er war.

Ich habe ihn lediglich bis auf das blanke Metall abgeschliffen und dann (ohne Grundierung) klar lackiert. Auch die originalen Tankaufnahmen blieben so, was erstaunlicherweise bis heute funktioniert.

Tankemblem Cafe-Racer Ratracer ZinnTankemblem Cafe-Racer Ratracer ZinnIch hab mir noch Tankembleme aus Zinn gegossen und auch die Lackierung musste nach wenigen Jahren erneuert werden, weil der Reißverschluss einer Lederjacke Spuren hinterlassen hatte. Das war es dann aber auch schon.

Der Tank leistet nun schon über 10 Jahre gute Dienste und ist immer noch dicht und verleiht dem Motorrad mit seinem blanken Metall und den Dellen einen ungewöhnlichen Look.

Hier der aktuelle Zustand im Jahr 2024.


Eigentlich müsste jetzt noch vom dritten Bol d’Or-Tank berichtet werden, aber der war für meine kleine Katana gedacht und spielt deshalb hier keine Rolle.


Tank 1 – Dritter Versuch

Um es kurz zu machen: Auch nach 10 Jahren ließ mich der erste Tank einfach nicht los. Die perfekte Linie, der Lederriemen, der seitliche Tankstutzen und auch die ungewöhnliche Farbe Braun. Das war einfach so schön! Außerdem hatte ich schon so viel Zeit und Geld in den Tank investiert, den konnte ich doch nicht auf dem Dachboden vergammeln lassen.

Also habe ich ihn mir vor 2 Wochen vorgenommen und wieder tagelang geschliffen …

… grundiert, geschliffen, gefillert, geschliffen …

… und lackiert. Und bin dann fast durchgedreht, als am (vermeintlich) perfekt vorbereiten Tank die Farbe nicht hielt.

Was aussieht wie ein Sternenhimmel sind haufenweise winzige Punkte, an denen der Lack nicht hält.

Also wollte ich die erst vor wenigen Sekunden aufgesprühte 2K-Lackierung mit Aceton säubern, um den eigentlich fettfreien Tank nochmal komplett zu entfetten. Nur leider ging das nicht, der Lack ließ sich einfach nicht abwaschen! Stattdessen schmierte und klebte es wie verrückt!

Irgendwann war der Restlack so breitgeschmiert, dass ich mir dachte “Sch…. drauf!” und habe den Tank weiter lackiert. Mit einem alles andere als perfekten Ergebnis. Aber egal, hauptsache der Lack hält und der Tank ist dicht!

Passend zum schwarzen Sitz habe ich einen schwarzen Lederriemen angebracht, diesmal auch mit Schnalle. (Man kann darüber streiten, ob es mit Schnalle nach vorne nicht besser aussehen würde.) Außerdem einen neuen, chromglänzenden Tankdeckel.

Mit etwas Abstand sah das fast so geil aus wie damals beim ersten Versuch. 🙂

Aber was soll ich sagen? Am nächsten Tag waren die ersten Blasen an der linken Ecke hinten zu sehen:

Es war also alles vergebens, der Tank ist immer noch undicht. Mehrere Tage Arbeit, ca. 150 Euro für Riemen, Schleifmaterial, Grundierung, Filler und Lack sind für die Katz. Und damit auch jede Hoffnung, diesen Tank nochmal mit vertretbarem Aufwand auf die Straße zu bekommen. Er wird als Mahnmal des Scheiterns einen Platz in meiner Werkstatt bekommen. Das war’s. 🙁


Tank 3 – Erster Versuch

Aber so schnell gebe ich natürlich nicht auf: Vorhang auf für Tank Nummer 3! 😉

Ich habe mir einen weiteren Bol d’Or-Tank gekauft. Angeblich unverbeult, rostfrei und ungespachtelt, wenn auch nicht mit Originallack. Der Preis war okay, in ein paar Tagen müsste er kommen. Den will ich diesmal selbst umbauen, schließlich habe ich mittlerweile ein bisschen Erfahrung mit Schweißgerät und Blech. Im Idealfall muss dann auch nicht viel gespachtelt und geschliffen werden. Auf eine Versiegelung verzichte ich, sowas kommt mir nicht mehr in den Tank. Und vielleicht gönne ich ihm sogar 2 Tankstutzen, je einen auf jeder Seite. Einen für Benzin, einen für Öl. 🙂

Ob ich ihn am Ende klar lackiere (geht natürlich nur bei absolut perfekten Schweißarbeiten) oder von einem Profi braun lackieren lasse, entscheide ich dann.

Vielleicht gibt es ja doch noch ein Happy End?

 

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Ein Gedanke zu „Von Tanks, vom Scheitern und vom Nicht-Aufgeben-Wollen

  1. Moin,
    Ich habe einen Tank von ner Sport AWO , der auch nach hart löten immer wieder gerissen ist, mit GFK von außen abgedichtet. Da ist nie wieder was dran passiert… vielleicht ein Denkanstoß für Tank 1 – falls du noch nicht aufgeben willst.
    Gruß mit der Linken
    Bernd

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