Das Glemseck 101 war mal wieder der Hammer. Obwohl es am Anfang gar nicht so aussah und vieles nicht nach Plan lief.
Anmerkung: Da ich ungefähr 1000 Fotos gemacht habe und die natürlich auch kommentiert werden wollen, der Bericht dann aber jeden Rahmen sprengen würde und unlesbar wäre, teile ich das auf. Dieser Artikel hier beschreibt meine ganz persönlichen Erlebnisse mit relativ wenig Bildern. Und getrennt davon gibt es einen eher objektiven Artikel mit vielen vielen Fotos.
Eigentlich war schon seit langer Zeit geplant, dass ich mit zwei Freunden nach Leonberg zum Glemseck fahre. Ich mit dem Racer, die beiden mit dem Auto und dem Gepäck. Samstag auf Sonntag, Zelten, Biertrinken, Feiern und so.
Umso ärgerlicher, dass beide sehr kurzfristig abgesagt haben. Also was tun? Da auf dem Racer nicht genug Platz für Campingkram war und ich nicht wusste, wie ich das Motorrad alleine ins Auto bekommen soll, habe ich was total Verrücktes gemacht: Ich habe mir ein Hotelzimmer gebucht! Jaaaa, ich weiß, total untrue und so. Aber was hätte ich anderes tun sollen?
Anreise
Da Regen vorhergesagt war und der Himmel noch finsterer als meine Stimmung war, habe ich mich in die Regenkombi gequetscht, den schweren Rucksack auf den Rücken gepackt und bin los. Zum Glück blieb es trocken und 1,5 Stunden später war ich pannenfrei in Stuttgart/Feuerbach in meinem Hotel, nur ein paar Kilometer vom Glemseck entfernt. Hier der nächste Schreck: In der Aufregung hatte ich ein Zimmer für die Nacht von Sonntag auf Montag gebucht! Zum Glück hatte ein Gast storniert und ich habe das letzte Zimmer bekommen. Natürlich mit 10 Euro Aufschlag. 🙁
Nach dem Abladen bin ich sofort weitergefahren und war so gegen 15:30 Uhr in Leonberg. Die meisten Tagesgäste waren schon weg oder gerade am Aufbrechen. Es war zwar noch viel los, aber man konnte sich entspannt umschauen, ohne totgetrampelt zu werden. Ich habe mir also das Gelände und die ganzen Motorräder angeschaut, die Tribüne bewundert, ein paar Sprints besucht, Fotos gemacht und etwas gegessen.
Da ich ziemlich fertig war, bin ich kurz vor acht wieder aufgebrochen. So konnte ich mir noch ein Feierabendbier kaufen und habe den Abend dann ganz zufrieden im Hotel ausklingen lassen. Eigentlich auch ganz nett, so mit Tiefgarage, heißer Dusche, kühlem Bier und weichem Bett. Da könnte man sich dran gewöhnen. 😉
Am nächsten Morgen habe ich ausgiebig gefrühstückt und bin gleich um 8 wieder zum Glemseck gefahren. Erst wieder ein bisschen Rumgucken, dann zum Race Office, Anmelden, Startnummer bekommen, Leute treffen, ein bisschen Quatschen und noch ein bisschen Rumgucken und Fotos machen. Zwischenzeitlich kam dann noch einer meiner Freunde nach und wir haben uns ein paar Rennen angeschaut.
Um 13:30 Uhr bin ich dann mit den anderen Sprintteilnehmern vom Race Office vor zur Rennstrecke gefahren. Wie immer mitten durch die Menge, was wirklich eine tolle Erfahrung ist. Ich habe die Gelegenheit genutzt, die Anwesenden ausgiebig mit Zweitakt-Aroma zu verwöhnen. Und vorne auf der Strecke wurde es dann richtig spannend:
BMW R NineT Custom Sprint
Ich habe erst den R NineT Custom Sprint mitverfolgt. Sehr beeindruckend, weil die Motorräder alle von irgendwelchen angesagten Customschmieden aus der ganzen Welt umgebaut wurden. Ein paar ganz klassische Racer, ein paar futuristische Raumschiffe und ein paar ganz verrückte Teile. Und auch die Fahrer waren ausnahmslos irgendwelche Szenegrößen, z.B. Ola Stenegard, der bei BMW für das Design der R Nine T verantwortlich war (hier rechts im Bild). Alles sehr spannend und ziemlich beeindruckend.
Who wants to kill the cat?
Der nächste Sprint war der “Who wants to kill the car?”-Sprint. Kurz zur Erklärung. Die “Cat”, eigentlich der “Sprint Beemer” der Pariser “Lucky Cat Garage” ist eine BMW, die für Beschleunigungsrennen aufgebaut wurde. Mehr ein Marketinggag als ein “richtiges” Motorrad, aber mit Mordspower und obendrein wunderschön. Dieser “Sprint Beemer” ist in den letzten Jahren auf jeder namhaften Veranstaltung dieser Art mitgefahren und hat dabei auch fast immer gewonnen. Bei dem heutigen Sprint ging es darum, aus 8 Motorrädern einen Herausforderer auszuwählen, der gegen die “Cat” antreten durfte. Und das wurde ein richtiger Krimi.
Denn diese Motorräder haben alle denkbaren technischen Spielereien, die ein Motorrad irre schnell machen – und ire unzuverlässig. Mit dem Ergebnis, dass mehrere Motorräder ausgeschieden sind, weil sie schlicht den Geist aufgegeben haben.
Aber nicht nur die Herausforderer hatten mit Problemen zu kämpfen – auch der Titelverteidiger. Da der Sprint Beemer keinen Starter hat, muss er angeschoben werden. Tja, nur leider wollte er nicht anspringen. Vor dem Rennen wurde es mehrfach versucht. Zwischen den Rennen. Immer wieder! Irgendwann stand der Herausforderer (El Solitario – XJR 1300 – Big Bad Wolf) fest, aber die “Cat” lief immer noch nicht. Nach langem Geschraube sprang sie endlich an… um beim Burnout an der Startlinie mit einem lautem Knall auszugehen!
Die Rennleitung entschied spontan, dass der nächste Sprint, der Classic Racer Sprint, schon mal anfangen sollte, und das Finale zwischen der XJR 1300 und der “Cat” später nachgeholt werden sollte.
Während also fieberhaft geschraubt wurde, liefen schon die nächsten Rennen – um ebenfalls von Pannen heimgesucht zu werden. Eine Moto Guzzi musste repariert werden und sorgte ebenfalls für Verzögerung. Alles ziemlich aufregend!
Naja, am Ende lief die französische “Katze” doch noch. Und verlor knapp gegen den großen bösen Wolf aus Spanien.
Nach dem “Who wants to kill the Cat”-Finale und dem Classic Racer Sprint entschieden sich leider die meisten Zuschauer zum Gehen. Immerhin war es schon fast 17 Uhr am Sonntag Abend und es stand “nur” noch der eher unspektakuläre MO-Klassik-690-Sprint an.
MO Klassik 690 Sprint
Ich hatte übrigens die Startnummer 6 gezogen und durfte mal wieder gegen eine Yamaha SR500 antreten. Nicht die vom letzten Mal, sondern eine noch etwas stärker rausgeputzte und wohl auch technisch deutlich optimierte.
Meine Aufwärmrunde und das eigentliche Rennen liefen eigentlich richtig gut. Ich kam toll vom Start weg und auch beim Schalten habe ich keine Fehler gemacht. Aber das ändert natürlich nichts dran, dass mein Gegner doppelt so viel Hubraum und mehr als doppelt so viel Leistung hat wie ich. Das Ergebnis war also mehr als eindeutig. Egal, es hat mal wieder richtig viel Spaß gemacht!
Die Stimmung auf der Strecke bzw. im “Fahrerlager” war klasse. Niemand hat mich wegen meiner MZ komisch angeschaut, sondern viele haben mich gelobt, mir Glück gewünscht oder aufmunternd auf die Schulter geklopft. Keine Spur von Arroganz oder Rivalität.
Das schönste Lob kam von meinem Gegner: “Wenn es nach dem Sound gegangen wäre, hättest Du gewonnen”. Jaja. 😉
Auch bei den Besuchern hat mein “Exot” viele neugierige Blicke auf sich gezogen und für manches Staunen und Fachsimpeln gesorgt. Bei der Rückfahrt auf der Achtelmeile habe ich als “Underdog” mal wieder viel Applaus bekommen und viele Hände abgeklatscht. Ob aus Begeisterung oder aus Mitleid wage ich nicht zu entscheiden. 😉
Rückfahrt
Die Abreise lief unspektakulär. Ich habe das Rennen noch bis zum Schluss angeschaut, habe dann mein Gepäck ins Auto gepackt (Danke, Matze!) und bin mit dem Motorrad nach Hause gefahren. Beim Tanken habe ich leider zu spät gemerkt, dass ich nicht genug Öl dabei habe. Jetzt weiß ich immerhin, dass die MZ auch mit 1:60 problemlos läuft. (Warum sollte sie auch nicht? Für bestimmte Öle ist sogar 1:100 zugelassen.) Kurz vor Würzburg hat dann der Tacho seinen Geist aufgegeben. Der Kilometerzähler geht noch, aber die Nadel rührt sich nicht mehr. Ich verbuche das mal unter “Verschleiß” und freue mich, dass das Moped ansonsten völlig einwandfrei lief (Tempo 110-120 auf der Autobahn) und nichts Schlimmeres passiert ist.
Fazit
Es war toll. Mein Lob an die Veranstalter! Aber dazu mehr in meinem zweiten Glemseck 101 – 2015 Artikel.
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