Ich bin mit Schweden versöhnt. Der gestrige, eiskalte und streckenweise sehr öde Tag ist vergessen. Aber der Reihe nach:
Heute morgen habe ich als erste Amtshandlung ein Bad in der Ostsee genommen. Das war schwieriger als gedacht. Nicht, weil das Wasser so kalt gewesen wäre, sondern weil es so flach war. Ich bin 50 Meter reingelaufen und meine Knie waren immer noch trocken. Also habe ich es auf dem Bootssteg versucht und bin immerhin bis über den Bauchnabel im Wasser gewesen. Das hat für ein paar Runden gereicht und danach ging’s unter dir Dusche. Zelt abbauen, Wäsche waschen, Karten schreiben und frühstücken.
Da die Wäsche nass aus dem Trockner kam, war mein Plan heute anders als sonst: Erst Zeltplatz suchen, Zelt aufbauen und Wäsche aufhängen und dann ohne Gepäck das Nordkapp von Öland besuchen.
Nach unzähligen 5-Sterne-Plätzen kam endlich so ein kleiner, verschlafener, den ich gesucht hatte. Keine Rezeption, dafür ein Schild, dass man sich selbst einen Platz suchen solle, und morgens kommt dann einer zum Kassieren. Strom und Wasser gibt’s auch nicht, dafür Sonne satt.
(A propos. Da fast alle Touristen hier Schweden sind, sind Hinweisschilder fast ausschließlich auf Schwedisch. Und da macht sich erstmals mein Studium bezahlt! Wenn ich die beiden Lautverschiebungen dazudenke, verstehe ich das meiste. :-))
Nach dem Aufbau ging es erleichtert durch den wirklich herrlichen Norden Ölands. Vieles hat mich heute an Korsika und Sardinien erinnert: Die ausgetrockneten Weiden mit mageren Kühen und Schafen und kilometerlangen Mauern aus aufgeschichteten Natursteinen. Die endlosen Kiefernwälder am Strand, die felsigen Strände und der sagenhaft blaue Himmel. Noch dazu war es richtig warm!
Nach ein paar kurzen Einkaufs- und Fotopausen war ich schließlich ganz oben am Ende von Öland, dem Ziel meiner Schwedentour. Und ich war richtig stolz. Nicht so sehr auf mich, denn mehr als fahren, genießen und ein bisschen bezahlen habe ich die letzte Woche ja nicht gemacht. Nee, stolz auf dieses Motorrad, dass auch nach knapp 45 Jahren, ohne mit der Wimper zu zucken knapp 1700km fährt. Ohne die kleinste Panne! Reife Leistung. Wenn der Rückweg genauso erfolgreich verläuft, bekommt sie zu Belohnung ein Eis. 🙂
Als ich am Aussichtspunkt ankam, brachten sich gerade 15 Herren fortgeschrittenen Alters auf 15 umso jüngeren Harleys in Position für ein Siegerfoto. Die Motorräder chromblitzend und durch neon-orange Reflektor-Streifen verunziert, die Herren mit faltenfreien Lederjacken und durch neon-orange Warnwesten verunziert. Nun kenne ich mich mit schwedischen Kennzeichen nicht aus, aber das fehlende Gepäck lässt mich vermuten, dass es ein Tagesausflug war oder auf dem nächsten Campingplatz 15 Oberklasselimousinen mit Motorrad-Anhängern warten. Ich musste ein bisschen schmunzeln und hatte das Gefühl, meine Emmi auch. (Gruß an Jürgen!)
Aber ich will nicht ungerecht sein. Solche Rentner sind mir immer noch lieber als welche mit Gartenzwerg und Rauhhaardackel. 🙂
Ich hab mir dann noch eine steinzeitliche Siedlung und einen verlassenen Bootssteg angeschaut. Jetzt sitze ich gemütlich im Beiwagen und lasse den Tag ausklingen.
Noch zwei Sachen, die ich heute interessant fand: Viele Toiletten hier sind nicht nach Geschlecht getrennt. Da kommt man nichtsahnend rein und steht plötzlich vor einer Mutter mit zwei Töchtern. Erst da wurde mir bewusst, dass draußen nichts außer “WC” dranstand. Aber warum eigentlich auch nicht?
Und schwedische Radarfallen sind witzig. Erst kommt ein riesiges Schild mit einer Kamera drauf. Dann ein Schild mit dem aktuellen Tempolimit und dann 100m weiter die Radarfalle. Wer da geblitzt wird, der wollte es so. 🙂
Und von der MZ-Front gibt es heute sogar was zu berichten: Plötzlich komische Pfeifgeräusche vom Motor. Oweia. Hab ich’s am Ende mit meinem ganzen Lob verschrien? Nö. Nur die Krümmer-Mutter hatte sich etwas gelöst. Festgezogen, fertig. 🙂
Ab heute geht’s übrigens wieder gen Heimat. Wenn auch langsam und auf Umwegen. Gibt’s dafür im Deutschen eigentlich einen Ausdruck? “Reiseziel” stimmt nicht ganz, da die Reise ja nicht zuende ist. “Bergfest” meint auch was anderes. Und ein “Etappenziel” ist es auch nicht wirklich. Vielleicht sollte ich mir ein Wort ausdenken und patentieren lassen. “Anreise-Endziel”? Klingt irgendwie nach “Endlösung” und das klingt wiederum nicht nach Urlaub. Naja, lassen wie das. Ab morgen geht’s heimwärts und gut ist. Basta.
Pasta? Gute Idee! Heute gibt’s Nudeln! 🙂
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