Damit es nicht langweilig wird, ein paar erste Ideen zu meinem Fahrradprojekt. Fangen wir mal mit dem Namen an. Mir ist aufgefallen, dass der Name “Ratrad” eigentlich ziemlich doof ist. Schwer zu sprechen und sowieso. (“und sowieso” ist überhaupt das beste Argument. Egal in welchem Zusammenhang.) Warum nicht das naheliegendere “Radracer“? Passt doch viel besser zum Ratracer. 😉 Nun aber zu den Ideen: Bei meinen Recherchen im Internet ist mir aufgefallen, dass einige meiner Ideen, von denen ich dachte, sie seien so bescheuert, dass nur ich darauf kommen kann, gar nicht so originell sind. Denn es gibt durchaus andere, die diese Ideen auch hatten und sie teilweise sogar schon umgesetzt haben. Bei anderen Ideen will ich nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass es wirklich meine Ideen sind. Vielleicht habe ich mal unbewusst irgendwo irgendwas gesehen und bilde mir jetzt nur ein, ich wäre selbst drauf gekommen. Die folgende Liste erhebt also keinen Anspruch darauf, völlig einzigartig und neu zu sein. Sicher hat es das eine oder andere schon gegeben.
1. Alternative Antriebskonzepte
Der Klassiker: Das Magnetrad
Magnete ziehen sich an. Also schraube ich mir vorne an den Rahmen einen starken Magneten. Und ca. 10cm davor einen anderen mit umgekehrter Polarität. Die Magnete ziehen sich an, aber da der vordere fixiert ist, muss sich der hintere nach vorne bewegen. Der vordere bewegt sich aufgrund der Befestigung mit und somit fährt das Fahrrad vorwärts. Für immer. Ohne Energie, U mad bro? 😉
(Bevor jetzt jemand denkt, ich würde echt glauben, dass das geht: Natürlich nicht.)
Aber es wäre wirklich witzig, sich sowas zu bauen. Einfach für die Optik.
Das Kettensägen(k)rad
Eine alte Kettensäge auf den Gepäckträger, die eine Fahrradkette antreibt, die das Hinterrad antreibt. Mittels Hebel am Lenker wird der Gasgriff bedient. Fertig ist ein Fahrrad, das problemlos 50 Sachen läuft. Genial einfach, einfach genial.
Erstaunlicherweise gibt es im Internet schon einige, die das probiert haben. Fazit: Es geht, macht aber einen Heidenkrach. Der Antrieb bleibt deshalb auch Polizisten nicht verborgen, die das natürlich nicht lustig finden. So eine Kettensäge hat mehrere PS, insofern hat man hier die Leistung eines guten Mofas oder sogar Rollers, der zu Recht versicherungspflichtig ist. Das kann einen ganzen Rattenschwanz von Problemen nach sich ziehen, wie Fahren ohne Betriebserlaubnis und ohne Versicherungsschutz, etc. Wenn es doof läuft, kann einen sowas nicht nur viel Geld sondern sogar den Führerschein kosten.
Obendrein sind Fahrräder mit dieser Leistung schnell überfordert. Es geht wohl ständig was kaputt: Kettentrieb, Achse, Räder, Reifen, Bremse, Rahmen etc. Alles in allem eine witzige Idee und zum Rumknattern auf dem eigenen Grundstück ganz lustig. Da ich aber kein Grundstück habe, stehen Kosten bzw. Risiko und Nutzen in keinem vernünftigen Verhältnis. Schade eigentlich.
Das E-Bike
Das Gleiche in grün (pun intended). Auf den Gepäckträger kommt eine Batterie und der Antrieb erfolgt über einen kräftigen Akkuschrauber. Entweder wie beim Kettensägen(k)rad über eine Kette oder über einen Riemen. Wenn man wollte, könnte man sich das sogar sparen und einfach das Schnellspannfutter gegen den Reifen drücken, ähnlich wie beim Dynamo. Wurde schon gemacht und funktioniert.
Das Problem ist das gleiche wie bei der Kettensäge: Rechtlich ist man schnell in einer Grauzone und hat am Ende mehr Ärger als Spaß. Und der Sexappeal eines Akkuschraubers ist deutlich geringer als bei einer stinkenden, knatternden und per Seilzug gestarteten Kettensäge. Insofern kann man auch diese Idee knicken.
Um der Sache trotzdem noch was Witziges abzugewinnen: Um die Batterie nicht regelmäßig laden zu müssen, könnte man sie mittels Dynamo aufladen. Da ein Dynamo nach meiner Recherche aber nur knapp 6 Volt mit ca. 3 Watt liefert, müsste man mehrere Dynamos kombinieren. Also am Hinterrad den Akkuschrauber, damit er frei laufen kann. Und am Vorderrad 4 oder mehr Dynamos, die den Strom liefern. Falls das nicht ausreicht, könnte man auch eine Solarzelle vor den Scheinwerfer bauen und die Batterie so aufladen. Da bekommt der Begriff “Lichtmaschine” eine ganz neue Bedeutung. Jaja, ich weiß, das ist alles Blödsinn. 🙂
Antriebsfazit: Es gibt witzige Möglichkeiten, ein Fahrrad anzutreiben. Das Problem ist nur: Entweder die Physik oder die Polizei machen einem einen Strich durch die Rechnung. APAB (All Physicists are Bastards) Es wird wohl doch auf einen ganz klassischen Antrieb mit Pedalen hinauslaufen.
2. Alternative Radformen
Das Kettenrad
Das Fahrrad bekommt breite Felgen oder Walzen, über die eine Kette aus Gummi oder Metallgliedern läuft. Um die Kette nicht in die Pedale zu bekommen, muss sie über 2 Umlenkrollen unter dem Rahmen durchgeführt werden. Außerdem braucht man noch mindestens 2 Rollen zwischen den Rädern, die für ausreichend Anpressdruck auf der Kette sorgen. Lustige Idee, die auf losem Untergrund oder Schnee viel Spaß bereiten könnte.
Andererseits hat so ein Kettenantrieb sicher einen hohen Widerstand. Allein schon die ganze Kettenführung. Vom Gewicht mal gar nicht zu reden. Mehr als Schritttempo schafft man damit wahrscheinlich nicht und ist nach 50 Metern fix und alle. Wäre allenfalls mit einer Motorisierung sinnvoll, die ich aber schon ausgeschlossen hatte.
Nachtrag: Mir ist gerade erst aufgefallen, dass sich das Kettenrad gar nicht lenken lässt. 🙂 Zwei unterschiedlich schnelle Ketten wie bei Baumaschinen oder Panzern lassen sich beim Fahrrad nicht ohne weiteres machen. Ist also Blödsinn.
Das Kugelrad
Statt normaler Räder bekommt das Rad große Kugeln oder Bälle. Keine Ahnung, ob man sowas irgendwoher bekommt. Zur Not könnte man Gymnastikbälle mit Bauschaum füllen.
Der Vorteil: Keiner? 🙂 Naja, vielleicht wäre so ein Rad etwas geländegängiger als ein normales. Wahrscheinlich nicht mal das.
Der Nachteil: Man müsste die Gabel und die hintere Radaufnahme massiv verbreitern und stabilisieren. Außerdem bekommt man große Probleme mit der Kettenführung. Alles Quatsch.
Das Autorad
Ähnliches Prinzip wie das Kugelrad, nur mit Autorädern. Wäre einfacher umzusetzen, allein schon weil man Autoräder einfach und billig herbekommt. Die Kettenführung würde man auch leichter hinbekommen. Aber wozu? Das Fahrrad wäre extrem schwer und wahrscheinlich nicht lenkbar. Einziger Vorteil: man kann das Fahrrad einfach ohne Ständer hinstellen. Aber auch nur in der Ebene.
Alternativ könnte man Motorradreifen nehmen, die rund sind und dadurch auch einfacher um Kurven fahren, weil sie Schräglage zulassen. Dafür steht das Fahrrad dann nicht von alleine.
Also auch keine wirklich nutzbare Idee.
Das Schuhrad:
Statt Rädern mit Reifen nimmt man hier ein Rad mit 6 stabilen Speichen ohne Felge und setzt oben jeweils einen Schuh drauf. Ich war total begeistert, als ich gesehen habe, dass es tatsächlich Leute gibt, die sowas schon gemacht haben. Aber abgesehen vom “Wie geil ist das denn?!”-Faktor bietet das Prinzip nicht viele Vorteile. Ab in die Schublade damit.
Fazit: Auch in diesem Punkt bin ich konservativ. Natürlich könnte man sich irgendwelche total verrückten Räder ranbasteln. Aber das ist aufwändig, teuer, zieht teilweise extreme Änderungen am Rahmen nach sich und ist am Ende nicht nutzbar. Ich werde deshalb bei normalen Fahrradrädern bleiben. Evtl. kann man ja etwas größere oder kleinere nehmen. Evtl. Ballonreifen oder so. Aber nichts völlig Abwegiges.
3. Alternative Rahmen
Das Ar***-Lenk-Rad
Man nehme ein ganz normales Rad und tausche Lenker gegen Sattel. Fertig. (Wenn man will, kann man noch Scheinwerfer gegen Rücklicht tauschen.)
Der Witz daran: Gelenkt wird ab sofort mittels Hüftschwung, der Lenker selbst ist fixiert und nur zum Festhalten.
Ich frage mich ernsthaft, wie weit ich damit käme, bevor ich mir die Kiefer brechen würde. Ich tippe auf keine 100 Meter. 🙂
Nächster bitte!
Das Chopperrad
Seien wir ehrlich: Die ganzen Ideen sind lustig, aber ohne jeden Nutzwert. Wenn ich ein Fahrrad bauen will, das ich auch wirklich fahren kann, darf ich das Grundprinzip eines Fahrrades nicht völlig infrage stellen. Dann muss mich darauf beschränken, nur die Form und Optik in Maßen zu ändern.
Bei Motorrädern stehe ich auf reduzierte Formen: Einfach aufgebaut, kein optischer Schnickschnack, form follows function. Die Sitzposition sportlich, langgestreckt, vornübergebeugt. Eben ein Café Racer. Wenn man das auf ein Fahrrad übertragen würde, käme man bei einem Rennrad raus. Ein Rennrad habe ich aber schon und ich wüsste nicht, was ich daran noch verbessern sollte. Das ist schon so reduziert, weniger geht kaum.
Also mal in die Gegenrichtung denken: Ein Chopper/Bobber in Fahrradform. So neu ist die Idee nicht. Sogenannte Beachbikes sind seit ein paar Jahren im Trend. Aber warum soll ich mich nicht trotzdem daran versuchen?
Ein langer, geschwungener Rahmen, niedrige Sitzposition, ein nach hinten gekrümmter Lenker (oder ein ganz kurzer, schmaler?), ein fetter Schwingsattel, evtl. eine Sissybar. Das Ganze dann entweder mattschwarz mit Weißwandreifen und roten Felgen im Bobberstil oder kunterbunt und psychedelisch wie ein 70er-Chopper.
Und dann kann man sich ja noch ein paar lustige Sachen ausdenken, mit dem man das Fahrrad “pimpen” kann. Statt Fahrradkette ein Endantrieb mit Zahnrädern oder Kardanwelle. Satteltaschen. Unterbodenbeleuchtung. Bierdosenhalter. Lederfransen am Lenker. Oder kein “Zentralrohrrahmen”, sondern ein Gitterrahmen aus vielen dünnen Stahlstäben. Oder aus Stahlprofilen. Da findet sich dann schon was.
Der Name “Radracer” passt dann natürlich nicht mehr. Aber das ist mir egal. Und sowieso. 🙂