Die mobile Fettpresse

Mobile Fettpressen, die mit Druckluft betrieben werden, standen früher an jeder Tankstelle und Autowerkstatt. Sie kamen zum Einsatz, wenn der Kunde zum Tankwart sagte “Einmal volltanken und abschmieren bitte!”

Irgendwann in den 70ern und 80ern wurden die Schmiernippel am Auto immer weniger, bis sie irgendwann ganz verschwunden waren – und mit ihnen die mobilen Fettpressen. Wenn sich heute noch irgendwo ein Schmiernippel findet, dann reicht dafür eine  Handhebelfettpresse oder sogar eine kleine Stoßpresse. Nur in Werkstätten für “schweres Gerät” wie LKWs oder Landmaschinen gibt es solche Geräte heute noch.

Ich muss zugeben, dass ich bis vor wenigen Wochen nicht einmal wusste, das es sowas überhaupt gibt. Als Kind der 80er habe ich das nicht mehr kennengelernt. Umso faszinierter war ich, als mir kürzlich so ein Teil angeboten wurde.


Wie komme ich zu einer mobilen Fettpresse?

Mein guter Schneider Superkompressor hatte den Geist aufgegeben und ich habe mir einen gebrauchten Kaeser als Ersatz geholt. Ein paar Tage nach dem Kauf rief mich der Verkäufer an und fragte, ob ich noch eine Fettpresse dazuhaben wolle. Er brauche sie nicht mehr und würde sie mir schenken. Ich habe mich nicht lange bitten lassen und bin mit dem Gespann hingefahren.

Die Fettpresse stand unter einem Haufen Müll und Staub in einer Ecke – laut Vorbesitzer bereits seit Jahrzehnten. Leider fehlte einiges an Zubehör: Der Rollwagen und die Pistole waren nicht mehr aufzufinden. Immerhin schien die Presse selbst vollständig zu sein und hatte keine nennenswerten Schäden. Also habe ich sie aufgeladen, mich herzlich bedankt und bin nach Hause geknattert.

Fettpresse im Beiwagen

Man beachte die vorschriftsmäßige Ladungssicherung. 🙂

Dort habe ich mich mit mehreren Dosen Bremsenreiniger und einem Haufen alter Lappen bewaffnet. Denn als erstes stand Putzen an. Die Presse war rundrum von einer dicken Staub-, Dreck- und Fettschicht bedeckt. Hier das relativ saubere Ergebnis:


Aufbau, Funktion und Restaurierung

Im Prinzip besteht die Presse aus einem großen Deckel, der direkt auf ein Fass mit Fett gesetzt wird. Sie sitzt relativ lose darauf; nur 3 Schrauben verhindern, dass sie runterfällt. Die darf man aber nicht zu fest anziehen, sonst verbiegt sich das Fass. Oben in der Mitte sitzt ein Zylinder, in dem sich ein Kolben bewegt. Dieser Zylinder reicht bis fast zu Boden des Fasses, saugt das Fett an und pumpt es dann mit Druck nach außen. Wie genau das funktioniert weiß ich nicht. Ich habe die Presse nur soweit zerlegt, wie zur Reinigung nötig war. Seitlich an dem Zylinder ist noch der Druckluftanschluss und der Schlauch für die Fettpistole.

Oben auf dem Zylinder befindet sich das Logo und der Markenname “Märkisches Werk Halver”. Die Firma gibt es noch, allerdings wurde der Bereich Werkstattausrüstung 1985 unter dem Namen “Consul” in eine eigene Firma überführt, die ebenfalls immer noch aktiv ist und Hebebühnen herstellt. Auf deren Homepage findet sich dieses Bild, auf dem auch meine Fettpresse zu sehen ist:

Screenshot von https://www.consul-gmbh.com/unternehmen/

Von wann genau das Foto ist, weiß ich nicht. Das Auto müsste ein Fiat 124 sein, der ab 1966 hergestellt wurde. Ich gehe davon aus, dass die Fettpresse ebenfalls aus den 60ern stammt.

Besonders schön finde ich den Druckluftschlauch mit Schnellkupplung. So richtig dicht war er aber nicht, deshalb habe ich den Anschluss durch einen modernen ersetzt und kann somit meine normalen Schläuche verwenden.

Etwas unsicher bin ich mir bei dem Teil links im Bild. Für mich ist das ein Kondenswasserabscheider. Aber er ist kopfüber montiert. Die Ablassschraube müsste sich eigentlich unten, am tiefsten Punkt befinden. Stattdessen ist sie ganz oben. So kann sich darin kein Wasser sammeln und man kann es auch nicht ablassen. Man kann das Teil aber auch nicht nach unten drehen, da ist der andere Schlauch im Weg.

Entweder hat da einer einen Abscheider nachgerüstet. Aber halt so, dass er nicht funktionieren kann. Oder es handelt sich doch um etwas anderes und ich bin nur zu doof, es zu verstehen. Ich habe es sicherheitshalber so gelassen. 😉


Die fehlenden Teile nachrüsten

Als nächstes musste ich die Fettpresse wieder mobil bekommen. Original ist ein kleiner Rollwagen dabei, auf dem das Fass steht. Dieser hat einen langen Griff, mit dem man das Ganze bewegen kann.

Ich habe mir für den Zweck einfach einen runden Rollwagen gekauft, wie man ihn für den Möbeltransport oder als Pflanzenroller nutzen kann. Den gibt es so billig, dass sich ein Selbstbau nicht lohnt. Ich habe ihn nur noch schwarz lackiert und ein paar seitliche Winkel angefertigt, damit das Fass nicht herunterrutschen kann.

Außerdem habe ich aus einem Stück Rundrohr einen Griff angefertigt, inklusive MZ-Fußrastengummi als Griffgummi. Man nimmt, was man hat. 😉 Dann noch einen Gurt um das Fass, damit der Griff sich nicht verbiegen kann. Fertig.

Zum Schluss musste ich noch die fehlende Pistole besorgen. Solche Fettpistolen gibt es für 100 – 300 Euro, aber nach einiger Suche habe ich eine für 45 inklusive Schlauch gefunden. Da sie aus Italien geliefert wurde, musste ich ein paar Wochen warten. Aber dann konnte ich sie endlich montieren und die ganze Presse testen. Mit Erfolg!


Brauche ich eine mobile Fettpresse?

Nein, definitiv nicht. 😉

Das Gerät macht nur Sinn, wenn man sehr viele Schmiernippel abschmieren muss und/oder wenn sehr große Mengen Fett gepumpt werden sollen. Beides ist bei mir nicht der Fall. Das MZ-Gespann hat mehrere Nippel an den Schwingenbolzen, wo man es einsetzen kann. Dann noch ein paar an den Bremsen, Tachoantrieb etc., aber da braucht es nur ein paar Tropfen, insofern ist die Presse hier eher ungeeignet. Für die wenigen Nippel an der BMW ist eine Handpresse auch besser. Am Traktorfahrwerk könnte man die große Presse einsetzen, aber da der nur ein paar Betriebsstunden pro Jahr zusammenbekommt, wird das nur alle Jubeljahre nötig sein. Wenn überhaupt

Aber nun ist die Fettpresse schonmal hier, hat nicht viel gekostet, nimmt nicht viel Platz weg und lässt sich bei Bedarf schnell aus dem Weg schieben, Insofern darf sie gerne bleiben und sich zu meinen beiden Zapfsäulen gesellen. Dann können sie sich darüber unterhalten, wie es damals in den 60ern und 70ern war, als man sie noch an jeder Tankstelle finden konnte.

 

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