An meinem Gespann nagt der Rost an verschiedenen Stellen. Die meisten stören mich nicht weiter. Aber wenn es so stark rostet, dass die Sicherheit leidet, muss man natürlich aktiv werden. Deshalb: Alte Schwinge raus, neue rein – so schnell geht’s.
Vorweg: Die Vorderradschwinge der MZ ES 250/2 hat leider eine eingebaute Schwachstelle. Und dabei wollten die MZ-Ingenieure eigentlich eine Schwachstelle beseitigen! Beim Vorgänger, der ES /1, bestand die Vorderradschwinge nämlich einfach aus einem Rundrohr. Dieses neigte bei kräftigem Bremsen zum Verbiegen. Bei der /2 wurde deshalb auf der Bremsenseite ein U-Profil als Verstärkung auf das Rohr geschweißt. Problem gelöst, da verbiegt sich nichts mehr.
Damit wurde aber eine neue Schwachstelle geschaffen: Da das U-Profil nach vorne weit geöffnet ist, sammelt sich darin jede Menge Dreck, Wasser und Salz. Und da er nach hinten geschlossen ist, kann das alles auch nicht mehr raus. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis es im Verborgenen richtig böse gammelt. 🙁
Warum die MZ-Ingenieure das so gelöst haben, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Warum hat man dem Verstärkungsprofil nicht eine kleine Ablauföffnung gegönnt? Oder es komplett geschlossen gemacht? Keine Ahnung.
Meine Schwinge habe ich vor ca. 15 Jahren Pulverbeschichten lassen. Eigentlich eine tolle Sache, aber bei engen Hohlräumen funktioniert das nur eingeschränkt. Und da mein Gespann seitdem einige Winter durchgefahren ist und auch viel Streusalz schmecken durfte, war ich natürlich alarmiert, als sich die Beschichtung plötzlich aufgelöst hat. Ich hab nur kurz mit dem Schraubenzieher dagegen gedrückt – und schon kam er auf der anderen Seite raus. Mist.
Also habe ich die Schwinge ausgebaut, vom Dreck befreit, und mit Flex und Schraubenzieher geschaut, wie groß der Schaden ist:
Das sieht ja noch ganz okay aus. Aber das Metall rund um die Löcher ist hauchdünn und auf der Oberseite ist auch schon ein dunkler Fleck, der nichts Gutes verheißt. Also ging es mit der Trennscheibe weiter:
Tja, das sieht mal richtig böse aus. Nicht nur das Verstärkungsprofil ist durch, auch das dickwandige Schwingenrohr darunter ist großflächig weggerostet.
Ich habe mir die Schwinge von allen Seiten genau angeschaut. Überraschenderweise war die Unterseite des Rohres noch ziemlich intakt. Wenn man mit dem Schraubenzieher darin rumgekratzt hat, kam unter dem oberflächlichen Rost sehr schnell blankes Metall zum Vorschein.
Mein erster Plan war deshalb: Ich könnte den hinteren Teil der Verstärkung komplett entfernen und auch den vorderen so weit kürzen, bis wieder die volle Materialstärke von 1,5 mm vorliegt. Dann das Loch im Rohr zuschweißen, damit kein Wasser mehr eindringen kann. Danach aus einem 25x25mm-U-Profil ein passendes Stück anfertigen und anschweißen. Das sollte auf jeden Fall halten. Und gut gemacht dürfte man davon am Ende auch nichts mehr sehen, was Diskussionen mit dem TÜV vermeidet.
Ein gangbarer Weg und die Umsetzung hätte mich gereizt. Aber dann wurde mir eine gebrauchte Schwinge angeboten und ich habe nicht gezögert. Warum “Rumpfuschen” und ein Risiko eingehen, wenn es noch gute Ersatzteile zu vernünftigen Preisen gibt?
Die Ersatzschwinge war oberflächlich ziemlich rostig, aber an der entscheidenden Stelle sah alles super aus.
Also habe ich die Schwinge gestrahlt und anschließend grundiert.
Dann hatte ich eine (hoffentlich) geniale Idee: Ich habe die Schwinge aufgehängt und alle Öffnungen an der Verstärkung zugeklebt. Dann habe ich schwarze Rostschutzfarbe bis zum Rand reingefüllt. Nach 10 Minuten habe ich die überschüssige Farbe rauslaufen lassen. Im Profil war trotzdem noch eine Menge Farbe, die hoffentlich alle Ritzen und Ecken komplett ausgefüllt und mit einer dicken Schicht bedeckt hat.
Nachdem die Farbe oberflächlich getrocknet war, habe ich den Rest mit 2K-Lack lackiert.
Der Einbau verlief problemlos: Alles ließ sich ohne Kraftaufwand montieren und die Schwinge federt sauber ein.
Das einzige Manko: So blitzeblank passt die Schwinge gar nicht zum Rest des Motorrades. 😉 Ein zu verschmerzendes Problem, dass sich von alleine löst: Kommt Zeit, kommt Dreck.
Im Rahmen der Reparatur sind mir aber noch ein paar andere Stellen aufgefallen, die ich im Auge behalten muss. Wie gesagt: Die Vollrestaurierung ist mittlerweile 15 Jahre her und das Motorrad wurde seitdem nicht geschont. Ich stelle mich schon mal darauf ein, in den nächsten Jahren alle Fahrwerks- und Verkleidungsteile abzumontieren, zu kontrollieren und ggf. instandzusetzen.